Long Covid beschreibt gesundheitliche Langzeitfolgen einer Covid-19 Erkrankung. Es umfasst Symptomatiken, die nach dem Abklingen einer Corona Infektion anhalten oder neu auftreten. Long Covid Symptome können sowohl nach milden Verläufen , als auch nach schwereren Verläufen der Corona Erkrankung auftreten. Man sprichtteilweise auch vom Long Covid Syndrom oder Post Covid Syndrom.
Patienten mit Long Covid berichten über ein breites Spektrum an körperlichen und geistigen/psychischen Symptomen. Aus den zusammengeführten Datensätzen geht hervor, dass die 10 am häufigsten berichteten Symptome
- Müdigkeit (Fatigue),
- Kurzatmigkeit,
- Muskelschmerzen,
- Gelenkschmerzen,
- Kopfschmerzen,
- Husten,
- Brustschmerzen,
- veränderter Geruchs- und Geschmackssinn und
- Durchfall
sind.
Darüber hinaus beschreiben Patienten kognitive Beeinträchtigungen wie
- Gedächtnisverlust,
- Angstzustände und
- Schlafstörungen.
In Folge von diesen Symptomen ist die Lebensqualität von Long Covid Patientinnen und Patienten häufig eingeschränkt.
Die Behandlung von Long Covid gestaltet sich derzeit komplex, da Symptome sehr individuell auftreten können und es (noch) keine standardisierte Therapie gibt [1].
Ein Ansatzpunkt bildet die Überwachung auftretender Symptome, um Veränderungen und Komplikationen zu erkennen, um Hilfestellen wie Ärzte und Therapeuten aufzusuchen und Folgemaßnahmen einzuleiten.
Dieser Artikel beschreibt einige häufige Long Covid Symptomen und schafft somit eine Grundlage zur Überwachung von Symptomen.
Fatigue
Fatigue ist eine über das normale Maß hinaus reichende körperliche oder kognitive Erschöpfung. Sie beschreibt ein Gefühl von extremer Müdigkeit, Energiemangel und Erschöpfung. Diese Erschöpfung steht nicht im Verhältnis zur vorangegangenen Aktivität. Durch Ausruhen und Schlaf lässt sie sich nicht oder nur wenig lindern.
Bei einem schwerem Verlauf können einfache Aktivitäten, wie beispielsweise einkaufen gehen oder duschen zu einer ausgeprägten körperlichen Erschöpfung führen. Diese Fatigue-Attacken nennt man im Rahmen von Long Covid und ME/CFS "Crash" oder auch Post Exertionelle Malaise (PEM).
Ein Crash oder PEM ist eine zeitlich begrenzte Belastungsreaktion, die in etwa 24-72 Stunden nach dem auslösenden Ereignis eintritt. Dabei kann ein Crash zur Verschlechterung der allgemeinen Symptome führen, insbesondere zu dieser enormen Erschöpfung. Die Erschöpfung kann sich dabei
- körperlich (z.B. Schwäche und Müdigkeit), aber auch
- kognitiv (z.B. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen).
äußern. Häufig müssen Betroffene Stunden oder bis zu Tage mit viel Ruhe liegend im Bett oder auf der Couch verbringen, bis sich die Symptomatik verbessert.
Fatigue tritt als Begleiterscheinung unterschiedlicher chronischer Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Krebs oder rheumatischen Erkrankungen auf. Bei Long Covid Patienten ist es eine der häufigsten Begleiterscheinungen, das bei 10-45% der Patienten auftritt. Man spricht hier auch vom chronischen Erschöpfungssyndrom, da sich Fatigue häufig längerfristig manifestiert [2-4].
Bislang gibt es keine medikamentösen Therapien gegen Fatigue. Experten empfehlen daher Pacing als Bewältigungsstrategie.
Riech- und Geschmacksstörungen
Während einer Corona Erkrankung sind Veränderungen des Riech- und Geschmackssinns häufig. Veränderter Geruchssinn wird auch als Anosmie, Hyposmie oder Parosmie bezeichnet, ein veränderter Geschmackssinn als Dysgeusie oder Parageusie. Häufig normalisiert sich der Riech- und Geschmackssinn mit dem Abklingen der Infektion wieder. Bei 5-46% der Long Covid Patienten ist jedoch der Geruchssinn und 4-42% der Long Covid Patienten der Geschmackssinn längerfristig verändert [5,6].
Grundsätzlich wird zwischen einem "verminderten" Riechvermögen und einem "deutlichen Verlust" oder sogar einem "vollständigen Verlust" des Riech- und Geschmackvermögens unterschieden.
Um die Regeneration des Riechsinns zu unterstützen, können regelmäßige Riechtrainings in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden. Dabei wird versucht, die Riechschleimhaut zu reizen indem klassischerweise morgens und abends jeweils 20-30 Sekunden an Düften wie Zitrone, Rose, Eukalyptus und Gewürznelke gerochen wird. Über die kommenden Wochen und Monate kann sich so das Riechvermögen verbessern.
Schmerzen
Schmerz wird von der International Association for the Study of Pain (IASP) definiert als „Ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht oder einer solchen ähnelt.“
Schmerzen sind eine häufige Begleiterscheinung von Long Covid. Die genauen Ursachen für die Schmerzen bei Long Covid sind noch nicht vollständig geklärt, aber es werden verschiedene Hypothesen diskutiert. Dazu gehören Organschäden, Entzündungen, ein veränderter Immunstatus und psychologische Auswirkungen. Auch wird vermutet, dass die Schmerzen mit dem multisystemischen Charakter von Long Covid zusammenhängen, der verschiedene Organsysteme beeinträchtigt.
Die Schmerzen können verschiedene Körperregionen betreffen, einschließlich Kopf, Brust, Muskeln und Gelenke. Häufig treten Kopfschmerzen sowie Schmerzen im Bewegungsapparat bei Long Covid auf.
Kopfschmerzen
Bei Long Covid Patienten zählen Kopfschmerzen (Migräne oder Spannungskopfschmerz) zu den am häufigsten auftretenden Schmerzen [1,7,8]. Sie treten Studien zufolge bei etwa 18-89% der Patienten auf [7,8]. Häufig manifestieren sich Kopfschmerzen und treten auch 6-9 Monate nach Beginn der Long Covid Erkrankung weiter auf [9].
Patienten, die während der Corona Erkrankung unter Kopfschmerzen litten oder vor der Corona Infektion Migräne hatten, haben ein höheres Risiko auch während Long Covid unter Kopfschmerzen zu leiden [9].
Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen
Schmerzen des Bewegungsapparats, einschließlich Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen sind ein häufiges Symptom bei Long Covid. Studien zufolge treten Schmerzen des Bewegungsapparates bei bis zu 65,2% der Patienten auf [10].
Muskelschmerzen
Muskelschmerzen, auch bekannt als Myalgien, sind Schmerzen, die in den Muskeln auftreten. Sie können in jedem Muskel des Körpers vorkommen und verschiedene Ursachen haben. Zu den Ursachen von Muskelschmerzen zählen unter anderem Überbeanspruchung, Verletzung, Verspannungen, Stress aber auch Infektionen.
Muskelschmerzen treten bei 18-42% der Long Covid Patienten auf [11,12]. Etwa jeden Fünften Long Covid Patienten begleiten Muskelschmerzen bis zu ein Jahr nach der Infektion [11].
Muskelschmerzen bei Long Covid treten statistisch häufiger bei Frauen auf als bei Männern. Auch ein höherer BMI wurde mit vermehrtem Auftreten von Muskelschmerzen bei Long Covid assoziiert [10].
Gelenkschmerzen
Gelenkschmerzen sind Schmerze, die in den verschiedenen Gelenken des Körpers auftreten. Studien zufolge treten Gelenkschmerzen bei 2-65% der Long Covid Patienten auf [13], jedoch variieren diese Zahlen in unterschiedlichen Studien stark. Bei etwa jedem Fünten Long Covid Patienten, traten Gelenkschmerzen auch ein Jahr nach der Infektion auf [11].
Gliederschmerzen
Gliederschmerzen beschreibt ein meist symmetrisches Schmerzempfinden in den Armen und Beinen. Häufig umfasst der Begriff Gliederschmerzen Muskelschmerzen, er kann sich aber auch auf Schmerzen in den Gelenken, Nerven oder Knochen beziehen. Gliederschmerzen sind häufig sehr unspezifisch, da sie die verschiedenen Strukturen der Extremitäten umfassen.
Schmerzen können unterschiedliche Ursachen haben und sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, um eine ursachengerechte Behandlung zu erstellen.Damit diese Schmerzen nicht chronifizieren, also man dauerhaft mit diesen Schmerzen leben muss, sollte man frühestmöglich reagieren. Außerdem können Schmerzen andere Begleiterscheinungen wie beispielsweise eine Fatigue verstärken, weswegen man ein besonderes Augenmerk auf sie richten sollte.
Solltest du unter Schmerzen leiden, besprich diese mit deinem behandelnden Arzt, um die bestmögliche Schmerztherapie zu gewährleisten. Damit dein Arzt deinen Schmerz bestmöglich einschätzen kann, ist es wichtig, dass die Schmerzen sehr genau beschrieben werden.Dokumentiere deine Schmerzen und versuche folgende Fragen zu beantworten:
- Wo genau verspürst du den Schmerz?
- (Seit) wann spürst du den Schmerz? Tritt er regelmäßig zu bestimmten Tageszeiten auf?
- Kannst du den Schmerz durch bestimmte Handlungen provozieren?
- Wie fühlt sich der Schmerz an? Stechend? Dumpf? Spitz? Brennend? Pulsierend? Gleichbleibend monoton?
- Fühlst du andere Missempfindungen, wie beispielsweise ein Kribbeln?
Neben Medikamenten helfen auch andere Maßnahmen bei Schmerzen. Es gibt beispielsweise krankengymnastische und physiotherapeutische Ansätze, die bei Schmerzen helfen können. Patient:innen berichten beispielsweise, dass regelmäßiges Dehnen und progressive Muskel-Entspannung Linderung schaffen konnte. Auch Achtsamkeitsübungen, Entspannung oder Meditation können die Schmerztherapie unterstützen.
Atemprobleme
Atemprobleme sind eine häufige Begleiterscheinung von Long Covid. Zu Atemproblemen zählen unter anderem Kurzatmigkeit und anhaltender Husten.
Von anhaltendem Husten sind etwa 20% Long Covid Patienten betroffen [1]. Insbesondere in den ersten 6-12 Wochen nach der Corona Erkrankung ist Husten eine häufige Begleiterscheinung.
Sollten die Beschwerden länger anhalten, sollte eine weitere Abklärung mit den Behandelnden erfolgen.
Um Symptome zu lindern und die Atmung zu verbessern, können eine Atem- oder Physiotherapie hilfreich sein. Die sonstige Behandlung orientiert sich an den Leitlinien für "Husten" und sollte mit deinem behandelnden Arzt besprochen werden.
Auch können Atemübungen helfen, die Lunge zu stärken und Atemprobleme zu lindern.
Schlafprobleme
Schlafprobleme sind ein häufiges Problem bei Post und Long Covid. Das kann langfristige Folgen haben und z.B. zu einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus führen.
Falls du auch unter Schlafproblemen leidest, kann eine gute Schlafroutine hilfreich sein diesen vorzubeugen.
Weitere Symptome von Long Covid
Long Covid wird von einer Vielzahl an Symptomen begleitet, die sich von Patient zu Patient unterschiedlich ausprägen können.
Studien zufolge können im Rahmen von Long Covid folgende Symptome und Begleiterscheinungen häufiger auftreten [14-17]:
- Kognitionsstörungen
Konzentrationsschwierigkeiten, Brain Fog, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisdefizite
- Hautveränderungen
Haarausfall, Hautrötungen, Quaddeln, Bläschen und trockene Haut
- Psychische Störungen
Stress, Depressive Stimmung & Depressionen, Ängste
- Verdauungsprobleme
Durchfall, Bauchschmerzen, Appetitsverlust
- Kardiologische Probleme
Kurzatmigkeit, Schnelle Erschöpfung, Herzrasen, Herzstolpern, Brustschmerzen
Seltener wurden von Patienten auch
- Sensitivitätsstörungen
Zittern (Tremor), stechende Gefühle
- Hörstörungen
Tinnitus oder Klingeln in den Ohren
- Hautveränderungen
Haarausfall, Hautrötungen, Quaddeln, Bläschen und trockene Haut
- Blasenprobleme
- Probleme beim Sehen
- Veränderungen im Menstruationszyklus
berichtet [14-17].
Long Covid wird von diversen Symptomen begleitet. Zu den häufigsten Symptomen zählen unter anderem Fatigue, Riech- und Geschmacksstörungen. Schmerzen, Atemprobleme und Schlafprobleme. Auch andere Begleiterscheinungen wurden von Long Covid Betroffenen berichtet.
Wissenschaftliche Projekte versuchen zu verstehen, welche Ursachen die Symptomatiken von Long Covid zugrunde liegen. Da die Forschung hier noch vergleichsweise am Anfang steht, ist die Behandlung von Long Covid (noch) nicht standardisiert. Stattdessen werden Symptomatiken einzeln oder kombiniert betrachtet, um diese zu lindern. Das bedeutet, dass man versucht, die bestehenden Beschwerden zu therapieren ohne die zugrundeliegende Ursache bekämpfen zu können. Außerdem verschwinden viele Symptome, die dir vielleicht Sorgen bereiten, nach einer Weile von alleine.