Konzentration, Aufmerksamkeit & Gedächtnis - Kognitionsprobleme bei Long Covid

Veröffentlicht am
8.7.2024
Zuletzt bearbeitet am
2.8.2024
Lesedauer:
5 Minuten

Kognition beschreibt die Gesamtheit aller Prozesse, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen. Sie wird auch als geistige oder mentale Leistungsfähigkeit bezeichnet. Kognition umfasst unter anderem die Konzentration, Aufmerksamkeit und das Gedächtnis.

Bei kognitiven Störungen ist die geistige Leistungsfähigkeit zeitweise oder dauerhaft eingeschränkt. Typische Beschwerden sind Vergesslichkeit, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Konzentrationsprobleme, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme oder Gedächtnisverlust.

Kognitive Einschränkungen können verschiedene chronische Erkrankungen begleiten - so auch Long Covid.

Dieser Artikel erklärt, was Kognition ist, beleuchtet kognitive Probleme bei Long Covid Patienten und stellt Übungen vor, die Abhilfe schaffen können.

Kognition - die mentale Leistungsfähigkeit

Durch die fünf Sinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten nimmt der Mensch seine Umgebung wahr. Die Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut sind Sinnesorgane, über die Umweltreize aufgenommen und ans Gehirn weitergeleitet werden. Die Informationsverarbeitung beginnt.

Die menschliche Informationsverarbeitung lässt sich in drei Schritte vereinfachen:

  1. Aufnahme (Perzeption)
  2. Verarbeitung (Verständnis und Interpretation)
  3. Reaktion (Speicherung im Gehirn oder Handlung)

Grundsätzlich kann das Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis nur etwa vier Informationsblöcke parallel speichern. Dies schränkt die Menge an Informationen ein, die zeitgleich verarbeitet werden kann [1]. Aufgrund dieser begrenzten Aufmerksamkeitsressourcen fällt es dem Menschen schwer, mehrere Aufgaben oder Ziele gleichzeitig zu verfolgen. Dies kann zu Fehlern führen, wenn die kognitiven Anforderungen die Kapazitäten übersteigen.

Kognitionsprobleme - ein unliebsamer Begleiter bei Long Covid

Kognitive Probleme sind ein häufiger Begleiter von verschiedenen chronischen Erkrankungen. Long Covid Patienten berichten insbesondere über Konzentrationsdefizite und Vergesslichkeit:

  • 78% der Long Covid Patienten berichteten Konzentrationsschwierigkeiten und eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne [2]
  • 68% der Long Covid Patienten beschreiben allgemeine Vergesslichkeit und Einschränkungen im verbalen Gedächtnis [2]. Das verbale Gedächtnis oder Arbeitsgedächtnis beschreibt die kognitive Fähigkeit, gehörtes (verbale Informationen) kurzzeitig zu speichern und zu verarbeiten.

Ergänzende Studien wurden durchgeführt, um die subjektiven Daten mit objektiven zu untermauern. Dabei fanden Forschende heraus, dass etwa 44-53% der Long Covid Patienten an kognitiven Problemen leiden [3-7].

Das Kurzzeitgedächtnis und die Aufmerksamkeit waren dabei am häufigsten beeinträchtigt. Patienten mit Long Covid zeigten zudem bei einfachen Reaktionszeit- und Daueraufmerksamkeitsaufgaben eine starke kognitive Verlangsamung im Vergleich zu genesenen Corona Patienten, die nicht unter Long Covid litten [7].

Die kognitiven Bereiche, die in allen Studien am stärksten betroffen waren, waren

  • Gedächtnis (verbales Gedächtnis, assoziatives Gedächtnis),
  • Exekutive Funktionen (Arbeitsgedächtnis, kognitive Flexibilität, Verarbeitungsgeschwindigkeit) und die
  • Aufmerksamkeit.

Kognitive Einschränkungen beeinträchtigen Long Covid Patienten häufig. Insbesondere Konzentration, Aufmerksamkeit und die Gedächtnisleistung kann im Vergleich zu vor der Corona Infektion beeinträchtigt sein.

Maßnahmen bei kognitiver Beeinträchtigung

Sind kognitive Fähigkeiten eingeschränkt, ist es ratsam, ein ablenkungsarmes Umfeld zu schaffen und die mentale Leistungsfähigkeit zu trainieren.

Ablenkung reduzieren

Versuche, unnötige Ablenkungen wie laute Geräusche zu meiden. Benutze Ohrstöpsel, wenn es notwendig sein sollte. Schaffe dir einen ruhigen und aufgeräumten Arbeitsplatz. So verhinderst du, dass du während einer Aktivität abgelenkt wirst.‍

Aktivitäten und Pausen planen

Es kann schwieriger sein, sich zu konzentrieren, wenn man erschöpft oder müde ist. Versuche deshalb, wichtige Aufgaben auf die Tageszeit zu legen, an der du am meisten Energie hast. Solltest du z.B. morgens fit sein und im Verlauf des Tages ermüden, plane deine wichtigsten Tätigkeiten morgens ein.

Mache zwischendurch Pausen, um dich zu erholen - und plane auch diese bewusst in deinen Tag ein.‍Zeitplanung

Mache dir einen Zeitplan für den nächsten Tag oder die nächste Woche. Dazu kannst du größere Aufgaben in kleinere Schritte unterteilen und die Einzelschritte dann im Voraus planen. Was brauchst du dazu? Wie lange brauchst du dafür? Welche Schritte sind am wichtigsten? Wann kannst du Pausen einlegen?‍

Realistische Ziele

Wenn man sich konkrete und realistische Ziele setzt, arbeitet man motivierter an seinen Aufgaben. Nimm dir zum Beispiel vor, 5 Seiten eines Buchs zu lesen oder einen Abschnitt zu schreiben.‍

Anreize & Belohnung

Es ist wichtig, sich zu belohnen, wenn man etwas geschafft hat. Sei es eine Tasse Kaffee, ein Spaziergang oder das Lieblingsessen. Dadurch bringst du gleichzeitig etwas Abwechslung in deinen Alltag.‍

Kognitionsübungen

Führe regelmäßig kognitive Übungen durch, um deine Kognition zu trainieren. Nutze Puzzles, Wort- und Zahlenspiele, und/oder Gedächtnisübungen, beispielsweise in der Fimo Health App.

Starte mit leichten Übungen und steigere dich Schritt für Schritt, wenn du einen Erfolg erzielt hast. Wichtig dabei ist, sich nicht zu überfordern. Eine Übung nicht zu schaffen, oder mehrere Tage auf dem gleichen Level zu üben kann frustrieren, ist aber häufig nicht vermeidbar.

Kognition umfasst alle Prozesse des Wahrnehmens und Erkennens, wie Konzentration, Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Bei kognitiven Störungen, oft auch bei Long Covid, ist diese Leistungsfähigkeit eingeschränkt, was zu Vergesslichkeit, Konzentrationsproblemen und Gedächtnisverlust führen kann.

Studien zeigen, dass etwa jeder zweite bis zwei von drei Long Covid Patienten unter kognitiven Beeinträchtigungen leidet, besonders im Kurzzeitgedächtnis und der Aufmerksamkeit.

Um diese zu verbessern, hilft ein ablenkungsarmes Umfeld, das Planen von Aktivitäten und Pausen, das Setzen realistischer Ziele, Belohnungen sowie regelmäßige kognitive Übungen wie Puzzles und Gedächtnistraining.