Was sind mögliche Symptome von Fibromyalgie?
Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) kann von unterschiedlichen Beschwerden begleitet werden. Zu Symptomen von FMS zählen
- Chronische Schmerzen, die in mindestens drei Körperregionen für mindestens drei Monate auftreten
- Ein- und Durchschlafstörungen bzw. das Gefühl, morgens nicht ausgeschlafen zu sein
- Vermehrte körperliche und geistige Erschöpfung, die sich durch Schlaf nicht ausgleichen lässt (Fatigue)
Darüber hinaus berichten Betroffene von
- vegetativen Symptomen wie kalte Hände und Füße, Mundtrockenheit, starkes Schwitzen , unwillkürlich zitternde Gliedmaßen (Tremor)
- funktionellen Beschwerden wie Sensibilitätsstörungen, Missempfindungen, ein Fremdkörpergefühl im Rachen (Globusgefühl), Schwellungs- und Steifigkeitsgefühl
- körperlichen Beschwerden wie Atem- und Herzprobleme, organische Beschwerden, Blasenfunktionsstörungen, veränderte Menstruation
- Reizüberempfindlichkeit wie empfindliche Augen, Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit
- seelischen Beschwerden wie Nervosität, innere Unruhe, Niedergeschlagenheit, Antriebsverlust und depressive Stimmung.
Was diese Symptome im Detail bedeuten und wie sie sich äußern wird im Folgenden erläutert.
Schmerzen
Schmerzen sind eine komplexe, unangenehme Sinnes- und Gefühlswahrnehmung. Sie erfüllen eine Warnfunktion, denn sie machen grundsätzlich auf potenzielle oder tatsächliche Gewebeschädigungen, Verletzungen oder Erkrankungen hin und sind somit überlebenswichtig.
Schmerzen sind komplexe Phänomene, die sich körperlich (z.B. brennend, stechend, pulsierend) äußern können, aber auch emotionale Belastungen (z.B. quälend, erschöpfend) verursachen können. Die Wahrnehmung von Schmerzen ist dabei individuell und wird von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren bestimmt. Diese Einflussfaktoren werden auch im Bio-Psycho-Sozialen Modell verdeutlicht.
Schmerzen werden unterschieden in akute und chronische Schmerzen.
Akute Schmerzen
Akute Schmerzen haben eine wichtige Schutzfunktion und klingen in der Regel nach Beseitigung der Ursache ab.
Chronische Schmerzen
Schmerzen werden als chronische Schmerzen bezeichnet, wenn sie länger als 3 Monate anhalten. Ihre ursprüngliche Warnfunktion haben chronische Schmerzen verloren.
Bei Fibromyalgie sind Schmerzen von wechselnder Intensität und Lokalisation. Sie treten also an unterschiedlichen Punkten im Körper auf. Auch tritt ein Druckschmerz an definierten Punkten auf. Man spricht von Tender Punkten oder Tender Points.
Schlafprobleme
Schlafprobleme sind vielfältige Zustände, die die Qualität und Quantität des Schlafes beeinträchtigen.
Sie umfassen Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder frühzeitiges Erwachen, die zu Beeinträchtigungen im Alltag führen.
Müdigkeit & Erschöpfung (Fatigue)
Fatigue ist ein Zustand extremer Erschöpfung und Energiemangel. Umgangssprachlich wird Fatigue auch als Müdigkeit bezeichnet, die sich deutlich von normaler Müdigkeit unterscheidet.
Die Müdigkeit und der Energiemangel stehen bei Fatigue nicht im Verhältnis zur vorausgegangenen Aktivität. Auch lässt sich diese Erschöpfung nicht durch normales Ausruhen oder Schlaf reduzieren.
Fatigue kann sich durch körperliche Erschöpfung, aber auch durch kognitive Ermüdung äußern.
Körperliche Fatigue kann mit Beschwerden wie
- Schwäche und einem Gefühl der Kraftlosigkeit im gesamten Körper,
- reduzierter körperlicher Leistungsfähigkeit, die sich in Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten äußert,
- Gliederschwere, die bis zu Gliederschmerzen führen kann,
äußern. Körperliche Fatigue steht in keinem Verhältnis zu vorausgegangenen Aktivitäten.
Kognitive Fatigue kann sich beispielsweise in
- Konzentrationsstörungen,
- reduzierter Aufmerksamkeitsspanne
- vermindertem Reaktionsvermögen
- Motivationsmangel,
- emotionale Reaktionen wie Reizbarkeit
äußern.
Fatigue unterscheidet sich von normaler Erschöpfung, Müdigkeit oder Schläfrigkeit, da sie tiefgreifender und anhaltender ist. Auch ist sie unverhältnismäßig zu vorangegangenen Aktivitäten und lässt sich durch Schlaf nicht ausgleichen.
Um mit Fatigue umzugehen, wird Pacing als Form des Energie- und Aktivitätenmanagements empfohlen.
Vegetative Symptome
Fibromyalgie kann auch von vegetativen Beschwerden begleitet werden. Vegetative Störungen können auftreten, wenn die Erregungsleitung im vegetativen Nervensystem gestört ist. Das vegetative Nervensystem ist der Teil des Nervensystems, der die unwillkürlichen Funktionen des Körpers steuert, wie Herzschlag, Verdauung, Atmung und Stoffwechsel.
In der Folge können Symptome wie kalte Hände und Füße (Akren), Mundtrockenheit, starkes Schwitzen (Hyperhidrosis), unwillkürlich zitternde Gliedmaßen (Tremor) auftreten.
Funktionelle Beschwerden
Fibromyalgie kann mit funktionellen Symptomen einhergehen. Funktionelle Symptome beschreiben körperliche Beschwerden, welche z.B. die Sensorik, willentliche Motorik, Schmerz, Verdauung betreffen können.
Bei Fibromyalgie können beispielsweise Sensibilitätsstörungen und Missempfindungen auftreten.
Als Sensibilitätsstörung (Parästhesie) bezeichnet man eine unangenehme, aber meist nicht schmerzhafte Körperempfindung, die nicht durch angemessene Reize ausgelöst wird. Ein Beispiel dafür ist eine Berührung, die ein Kribbeln auslöst.
Als Missempfindung (Dysästhesie) bezeichnet man eine Empfindung, die nicht zu dem vorher ausgelösten Reiz passt. Ein Reiz löst eine falsche Empfindung aus, zum Beispiel wenn eine leichte Berührung als schmerzhaft empfunden wird. Bei Dysästhesie handelt es sich meistens um eine Veränderung der Empfindungsqualität, bei der meist die Sensibilität an der Hautoberfläche betroffen ist.
Auch ein Fremdkörpergefühl kann im Rachen oder im Hals auftreten. Man spricht von einem Globusgefühl, wenn dieses Fremdkörpergefühl unabhängig von der Nahrungsaufnahme auftritt.
Andere Begleiterscheinungen
Fibromyalgie kann darüber hinaus von verschiedenen weiteren Symptomen begleitet werden.
Dazu zählen Atem- und Herzprobleme, organische (gastrointestinale) Beschwerden (gastrointestinal), Blasenfunktionsstörungen oder eine veränderte Menstruation bei weiblichen Patienten. Auch Reizüberempfindlichkeit und seelische Beschwerden wie Gereiztheit und depressive Verstimmungen bis hin zu Depressionen können auftreten.
Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) kann durch eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome begleitet werden. Viele der Symptome sind jedoch unspezifisch und können auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden.
Daher ist es sehr wichtig, Symptome genau zu dokumentieren und diese mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Eine erste Anlaufstelle dafür ist der Hausarzt, der auftretende Symptome ganzheitlich unter Berücksichtigung der Krankengeschichte beurteilen kann.