Symptome und Begleiterkrankungen der Rheumatoiden Arthritis - Eine Übersicht

Veröffentlicht am
26.9.2024
Zuletzt bearbeitet am
27.9.2024
Lesedauer:
7 Minuten

Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die hauptsächlich die Gelenke betrifft. Bei RA richtet sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen gesunde Strukturen im Gelenk: die Gelenkhaut (Synovialis) bzw. die Gelenkschleimhäute (Synovialmembranen).

Die primären Symptome von rheumatoider Arthritis machen sich im Bewegungsapparat bemerkbar. Sie sind vielfältig und variieren in ihrer Intensität und Häufigkeit.

Darüber hinaus kann rheumatoide Arthritis systemische Symptome verursachen. Diese können sich im gesamten Körper zeigen und sich in Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) manifestieren. Auch diese Symptome variieren in ihrer Intensität und Häufigkeit.

Dieser Artikel gibt einen Überblick über Rheumatoide Arthritis-Symptome und beleuchtet mögliche Komorbiditäten.

Gelenkschmerzen und -schwellungen

Das häufigste Symptom der rheumatoiden Arthritis sind Schmerzen und Schwellungen in den betroffenen Gelenken. Diese Symptome treten bei nahezu allen Patienten auf und sind charakteristisch für die Krankheit.

Die Entzündung in den Gelenken führt zu einer Verdickung des Gewebes und einer Produktion von überschüssiger Gelenkflüssigkeit. Dies führt zu Schwellungen und Schmerzen.

Am häufigsten sind die kleinen Gelenke der Hände und Füße betroffen. Aber auch größere Gelenke wie Knie, Hüften oder Schultern können in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Schmerzen sind in der Regel symmetrisch, das heißt, sie betreffen beide Körperhälften gleichermaßen.

Steifheit der Gelenke & Morgensteifigkeit

Ein weiteres häufiges Symptom ist die Steifheit von betroffenen Gelenken. Steife Gelenke treten insbesondere nach Ruhephasen auf, wie beispielsweise nach dem Schlafen am Morgen. Aus dem Grund wird auch von Morgensteifigkeit gesprochen.

Steifigkeit der Gelenke kann bei rheumatoider Arthritis wenige Minuten bis zu mehreren Stunden anhalten. Sie wird verursacht durch Ansammlungen von Entzündungszellen und Flüssigkeit in den Gelenken.

Bei fortgeschrittener Krankheit oder in akuten Schüben kann diese Steifigkeit länger anhalten und den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Erschöpfung (Fatigue)

Eine weitere häufige Begleiterscheinung ist die chronische Erschöpfung, auch als Fatigue bezeichnet. Bei rheumatoider Arthritis ist Fatigue vermutlich auf die stärkere körperliche Belastung durch ein systemisches Entzündungsgeschehen zurückzuführen. Systemische Entzündungen betreffen nicht nur eine umschriebene Stelle, sondern den ganzen Körper.

Bei der Immunreaktion spielen bestimmte Botenstoffe, die sogenannten proinflammatorischen Zytokine, eine Rolle. Vermutlich fördern sie diese Form der Erschöpfung bei rheumatoider Arthritis, indem sie das zentrale Nervensystem beeinflussen.

Zytokine, die in der Wissenschaft Aufmerksamkeit erlangt haben, sind Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) und Interleukin-6 (IL-6). Diese Zytokine werden unter anderem bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis mit Biologika gehemmt, um die Immunreaktion und damit einhergehende Symptome zu lindern.

Verlust der Gelenkfunktion und Deformitäten

Mit Fortschreiten der RA kann es zu bleibenden Gelenkschäden kommen, was den Verlust der Gelenkfunktion zur Folge hat. Dies geschieht, wenn die Entzündung im Gelenk chronisch wird und die Knorpel und Knochen zerstört werden.

In schweren Fällen kann es zu Gelenkdeformitäten kommen, die durch eine Fehlstellung der Gelenke gekennzeichnet sind. Bekannte Deformitäten sind die Schwanenhalsdeformität und die Knopflochdeformität, die vor allem die Finger betreffen.

Rheumaknoten

Bei etwa 20-30 % der Patienten entwickeln sich subkutane Knoten. Diese Knoten unter der Haut werden als Rheumaknoten bezeichnet. Diese treten typischerweise an Druckstellen wie den Ellenbogen, Unterarmen oder Händen auf.

Rheumaknoten bestehen aus entzündlichem Gewebe und sind ein Anzeichen für eine schwerere Form der Krankheit. Sie entstehen durch die chronische Entzündung und die daraus resultierende Gewebereaktion.

Fieber und Gewichtsverlust

In weniger häufigen Fällen kann es zu leichtem Fieber und ungewolltem Gewichtsverlust kommen. Diese Symptome sind Ausdruck der systemischen Entzündungsreaktionen im Körper und treten oft in Verbindung mit akuten Schüben der Krankheit auf.

Depression und Ängste

Psychische Begleiterscheinungen wie Depressionen und Angstzustände sind bei RA-Patienten nicht selten. Die chronische Natur der Krankheit, die anhaltenden Schmerzen und die körperlichen Einschränkungen tragen zu einer höheren Prävalenz von psychischen Störungen bei Menschen mit RA bei. Zudem können die entzündlichen Prozesse auch das zentrale Nervensystem direkt beeinflussen und zu neuropsychiatrischen Symptomen führen.

Systemische Begleiterkrankungen

Die am häufigsten auftretenden Symptome von rheumatoider Arthritis treten in bzw. an den Gelenken auf. Studien zeigen jedoch, dass rheumatoide Arthritis das Risiko für sekundäre Erkrankungen erhöhen kann. Man spricht auch von Komorbiditäten.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Rheumatoide Arthritis geht mit einem stark erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Studien zufolge ist das Risiko doppelt so hoch wie bei Menschen, die nicht an RA leiden [11,12].

Denn chronische Entzündungen fördern die Bildung von Plaques in den Arterien [12]. Medizinisch bezeichnet man diese Ablagerungen als Atherosklerose. Dadurch wird das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht. Zudem können Entzündungen den Herzmuskel oder das Herzbeutelgewebe betreffen, was zu Perikarditis führen kann.

Lungenprobleme

Viele RA-Patienten entwickeln im Laufe der Erkrankung Lungenprobleme [13]. Häufig sind diese auf Schädigungen des Bindegewebes der Lunge zurückzuführen [14]. Man spricht von interstitielle Lungenerkrankungen, kurz ILD.

ILDs umfassen mehr als 200 Erkrankungen. Erste Symptome sind häufig unspezifisch. Sie umfassen Husten oder Luftnot bei Belastung. Treten solche Symptome auf, sollten diese mit den behandelnden Ärzten besprochen werden, um eine Diagnosestellung und Therapieeinleitung zu beschleunigen.

Augenerkrankungen

In 8-30% der Fälle kann sich rheumatoide Arthritis auch auf die Augengesundheit auswirken. Treten Entzündungsreaktionen im Augenbereich auf, kann diese zu Trockenheit der Augen sowie Entzündungen auslösen. Studien zu Folge ist bei RA-Patient:innen die Benetzung der Augenoberfläche häufiger gestört.

Das Risiko, auch das Sjögren oder Sicca Syndrom zu entwickeln, ist bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis erhöht [15,16].

Erkrankungen der Haut und Knochen

Auch sekundäre Erkrankungen der Haut und Knochen können auftreten.

Studien zufolge manifestiert sich rheumatoide Arthritis bei 15-25% der Patient:innen im Laufe der Erkrankung in der Haut [17]. Diese Manifestationen können Rheumaknoten bzw. rheumatische Knötchen, Vaskulitiden und das Sweet-Syndrom (Neutrophile Dermatose) umfassen.

Seltener können Gefäßveränderungen, Geschwüre an den Beinen oder das Raynaud Syndrom auftreten. Bei RA Patient:innen tritt zudem eine Schuppenflechte (Psoriasis) häufiger auf als bei nicht-RA-Patient:innen.

In 30-80% der Fälle manifestiert sich eine rheumatoide Arthritis auch in der Knochengesundheit [18-20].

Langfristige Entzündungen und die Verwendung von Glukokortikoiden zur Behandlung der RA können zu einer Abnahme der Knochendichte und einer erhöhten Anfälligkeit für Osteoporose führen. Osteoporose ist eine Erkrankung, die durch eine Abnahme der Knochendichte und eine erhöhte Brüchigkeit der Knochen gekennzeichnet ist. Bei RA-Patienten ist dies eine häufige Komplikation, die das Risiko für Knochenbrüche erhöht.

Die Symptome der rheumatoiden Arthritis sind vielfältig und beeinflussen nicht nur die Gelenke, sondern den gesamten Körper. Gelenkschmerzen und -steifheit gehören zu den häufigsten Symptomen, während systemische Auswirkungen wie Lungenbeteiligung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose schwerwiegende Komplikationen darstellen können. Der Ursprung dieser Symptome liegt in der chronischen Entzündung, die durch eine Fehlregulation des Immunsystems verursacht wird. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um die Progression der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.