Biologika

Veröffentlicht am
26.9.2024
Zuletzt bearbeitet am
26.9.2024
Lesedauer:
5 Minuten

Biologika (auch Biopharmazeutika oder englisch: biologics / biologicals) sind eine Klasse von Medikamenten, die beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen, Krebs oder entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt werden. Sie werden nicht synthetisch hergestellt, sondern basieren auf Proteinen oder anderen biologischen Molekülen. Sie werden biologisch bzw. biotechnologisch hergestellt, was ihren Namen erklärt.

Dieser Artikel beleuchtet, was Biologika sind und erklärt ihre Wirkweise allgemein und in häufigen Anwendungsgebieten.

Was sind Biologika?

Biologika sind großmolekulare Substanzen, die in lebenden Organismen hergestellt werden, in der Regel durch biotechnologische Verfahren. Diese Medikamente enthalten Proteine, Antikörper oder andere biologische Komponenten, die spezifische molekulare Strukturen im Körper anvisieren. Zu den wichtigsten Klassen von Biologika gehören monoklonale Antikörper, Zytokine und Fusionsproteine.

Im Vergleich zu chemischen Arzneimitteln, die kleine Moleküle sind und eine Vielzahl von Zielstrukturen im Körper beeinflussen können, sind Biologika oft zielgerichteter. Sie binden spezifisch an bestimmte Moleküle oder Zellen, die an der Krankheit beteiligt sind. So unterbrechen sie gezielt pathologische Prozesse. Diese Präzision macht sie besonders wirksam und reduziert gleichzeitig potenzielle systemische Nebenwirkungen.

Wie wirken Biologika?

Der Wirkmechanismus variiert je nach Art des Biologikums. Im Allgemeinen wirken sie durch die gezielte Bindung an bestimmte Proteine oder Rezeptoren im Körper. Dadurch können sie Signalwege hemmen, das Immunsystem aktivieren oder fehlende Proteine ersetzen.

  • Hemmung von Signalwegen
    Viele Biologika zielen auf entzündungsfördernde Moleküle oder Rezeptoren, die für das Fortschreiten einer Krankheit verantwortlich sind. Zum Beispiel blockieren einige Wirkstoffe spezifische Zytokine, die eine Schlüsselrolle bei Entzündungsprozessen spielen. Durch die Hemmung dieser Zytokine kann die entzündliche Reaktion im Körper reduziert werden.
  • Aktivierung des Immunsystems
    Einige Biologika regen das Immunsystem dazu an, krankhafte Zellen, wie zum Beispiel Krebszellen, zu erkennen und anzugreifen. Monoklonale Antikörper können beispielsweise an Krebszellen binden und das Immunsystem zur Zerstörung dieser Zellen aktivieren.
  • Substitution fehlender Proteine
    Bei manchen genetischen oder Stoffwechselerkrankungen können dem Körper bestimmte Proteine oder Enzyme fehlen. Biologika können als Ersatz dienen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Insulin, das bei Diabetes mellitus verabreicht wird, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren.

Trotz ihrer guten Wirksamkeit können Biologika Nebenwirkungen bedingen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Infektionsrisiken und allergische Reaktionen. Bei langfristiger Anwendung kann es in seltenen Fällen zu einer Entwicklung von Autoimmunreaktionen kommen. Auch deuten Studien darauf hin, dass das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöht sein kann.

Biologische bzw. biotechnologische Wirkstoffe werden also zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt. Im folgenden wird die Wirkweise dieser biotechnologisch hergestellten Wirkstoffe in häufigen Anwendungsgebieten genauer betrachtet.

Biologika bei Autoimmunerkrankungen

Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe. Dies ist zum Beispiel bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis der Fall. Auch Schuppenflechte (Psoriasis), Morbus Crohn und Multipler Sklerose zählen zu Autoimmunerkrankungen, bei denen Biologika angewendet werden können.


Wirkmechanismus bei Autoimmunerkrankungen

Bei Autoimmunerkrankungen greifen Biologika häufig in die Aktivität von Zytokinen ein, die für die Entzündungsreaktionen verantwortlich sind.

Wirkstoffe wie Infliximab oder Adalimumab sind TNF-α-Inhibitoren. Diese hemmen den sogenannten Tumornekrosefaktor-alpha, ein Zytokin. Dieses Zytokin spielt eine zentrale Rolle bei der immunologischen Entzündung und Zerstörung von Gewebe. Durch die Blockade dieses Zytokins wird die überschießende Immunantwort reduziert, was zu einer Linderung der Symptome führt.


Mögliche Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählt ein erhöhtes Risiko für Infektionen, da die Immunantwort insgesamt abgeschwächt wird. Auch können können allergische Reaktionen auf das Biologikum auftreten. Selten kann eine Autoimmunreaktionen ausgelöst werden, bei denen das Immunsystem gegen das verabreichte Biologikum vorgeht.

Biologika in der Onkologie

In der Krebsbehandlung werden Biologika zur Bekämpfung von Tumorzellen eingesetzt. Trastuzumab (Herceptin) oder Rituximab sind Beispiele für Wirkstoffe, die gezielt an Tumorzellen binden und deren Wachstum hemmen.

Wirkmechanismus bei Autoimmunerkrankungen

In der Onkologie werden Biologika genutzt, die an spezifische Rezeptoren auf der Oberfläche von Krebszellen binden. So blockieren sie Signale, die das Tumorwachstum fördern. Andere Biologika markieren Krebszellen für das Immunsystem, damit diese als Ziel erkannt und zerstört werden können.

Mögliche Nebenwirkungen

Neben allgemeinen Nebenwirkungen wie Schwäche, Übelkeit und grippeähnlichen Symptomen können Biologika in der Krebstherapie auch spezifische Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Reaktionen auf die Infusion, Herzprobleme oder ein erhöhtes Risiko für Sekundärinfektionen.

Biologika bei entzündlichen Darmerkrankungen

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa zeichnen sich durch chronische Entzündung des Verdauungstrakts aus. Biologika wie Infliximab und Adalimumab stehen als Behandlungsoptionen zur Verfügung.

Wirkmechanismus bei entzündlichen Darmerkrankungen

Biologika blockieren entzündliche Mediatoren, wie TNF-α, die eine zentrale Rolle bei der Entzündungsreaktion im Darm spielen. Durch die Hemmung dieser Zytokine wird die Entzündungsreaktion unterbrochen und die Symptome der Krankheit können gemildert werden.

Mögliche Nebenwirkungen

Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen besteht auch hier ein erhöhtes Risiko für Infektionen, da die Funktionen des Immunsystems gehemmt werden. Außerdem können Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Hautausschläge oder Reaktionen an der Injektionsstelle auftreten.

Biologika haben die Therapie einiger schwerwiegender Krankheiten revolutioniert. Durch ihre zielgerichtete Wirkung bieten sie eine effektive Behandlungsoption, insbesondere bei Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen und chronisch entzündlichen Krankheiten. Dennoch sind sie nicht ohne Risiken, und ihre Anwendung erfordert eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und potenziellen Nebenwirkungen. In der Zukunft könnten weitere Entwicklungen in der Biotechnologie noch zielgerichtetere und sicherere Biologika hervorbringen, die noch mehr Patienten helfen können.