Schmerzen beschreiben

Veröffentlicht am
15.11.2024
Zuletzt bearbeitet am
15.11.2024
Lesedauer:
4 Minuten

Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers, das allen Menschen begegnet. Sie sind ein häufiges Symptom einer Vielzahl von Erkrankungen, auch von chronischen Erkrankungen - ob Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (z.B. Rheumatoide Arthritis, Arthrose oder Fibromyalgie), Multiple Sklerose, Krebserkrankungen oder Long Covid.

Ein stechender Schmerz im Zeh, ein ziehender Schmerz im Mittelfuß, Nadelstiche im Knie, Druckschmerz im Unterbauch oder pulsierende Kopfschmerzen auf der rechten Stirnseite. Schmerzen können an fast Stellen des Körpers auftreten. Dabei können sie sich in unterschiedlicher Form äußern.

Nicht nur für die eigene Schmerzwahrnehmung, sondern auch für eine mögliche Behandlung ist es wichtig, Schmerzen zu differenzieren und präzise beschreiben zu können.

Dieser Artikel beleuchtet, wie Schmerzen beschrieben werden können und warum eine genaue Beschreibung von Schmerzen wichtig ist.

Warum ist es wichtig, Schmerzen beschreiben zu können?

Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers. Sie signalisieren beispielsweise eine Verletzung, Störung oder Dysfunktion. Schmerzen können viele verschiedene Ursachen haben und nahezu überall am und im Körper wahrnehmbar sein.

Können Schmerzen genau beschrieben werden, hilft dies nicht nur, sie gezielter selbst zu beobachten und Veränderungen wahrzunehmen. Auch ermöglicht eine präzise Beschreibung es Behandelnden, die Ursache von Schmerzen einzugrenzen und sie gezielt zu behandeln.

Art der Schmerzen

Aufgrund der Vielfalt der Auslöser und ablaufenden biologischen Prozesse können sich Schmerzen auf unterschiedliche Weise äußern.

Schmerzen können sich zum Beispiel anfühlen wie Nadelstiche. Ein solch stechender Schmerz kann plötzlich und intensiv sein und tritt häufig in Zusammenhang mit akuten Verletzungen oder Nervenreizungen auf. Bei Arthrose etwa kann ein stechender Schmerz beim Abrollen des Fußes spürbar sein. In anderen Fällen tritt der Schmerz im Ruhezustand auf, etwa bei entzündlichen Prozessen.

Zudem ist die Schmerzwahrnehmung sehr subjektiv, was die Erfassung und Beschreibung des Schmerzes erschweren kann. Grundsätzlich eignen sich beschreibende Adjektive besonders gut, um Schmerzen zu qualifizieren. Dabei sollte sowohl die Intensität als auch die Form des Schmerzes beschrieben werden.

Die Intensität des Schmerzes kann zum Beispiel als

  • heftig,
  • stark,
  • moderat,
  • mild,
  • leicht

beschrieben werden. Bei häufiger auftretenden oder anhaltenden Schmerzen eignet sich auch eine Schmerzskala, auf der Schmerzen auf einer Skala von 1-10 beschrieben werden. Man spricht hierbei auch von einer “visuellen Analogskala” (VAS). Derart erfasst, wird die Schmerzintensität im Zeitverlauf ersichtlich. Digitale Symptomtagebücher, wie z. B. in der Fimo Health App, eignen sich dazu, Schmerz als zunächst subjektives Gefühl zu objektivieren.

Die Art des Schmerzes kann Rückschlüsse auf die Ursache des Schmerzes zulassen. Aus dem Grund ist es wichtig, Schmerzen so gut wie möglich zu erfassen. Schmerzen können zum Beispiel als

  • dumpfe Schmerzen
  • spitze Schmerzen
  • drückende Schmerzen
  • ziehende Schmerzen
  • stechende Schmerzen
  • krampf- oder kolikartige Schmerzen
  • brennende Schmerzen
  • kribbelnde Schmerzen
  • elektrisierende Schmerzen
  • pulsierende Schmerzen
  • pochende Schmerzen
  • konstante Schmerzen

beschrieben werden.

Das Beschreiben von Schmerzen spielt eine zentrale Rolle in der medizinischen Diagnostik. Die genaue Schilderung der Schmerzen hilft Ärzt:innen, die Ursache von Schmerzen einzugrenzen.

Ort des Schmerzes (Lokalisation)

Die Lokalisierung des Schmerzes ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Schmerzanalyse. Schmerzen können an unterschiedlichen Stellen des Körpers auftreten und in benachbarte Körperregionen ausstrahlen. Eine präzise Angabe, wo der Schmerz ausgelöst wird, kann die Ursachenfindung weiter eingrenzen.

In der Region des Kopfes lassen sich unter anderem

  • ein- oder beidseitige Kopfschmerzen,
  • Schmerzen in den Augen oder der Augenhöhle,
  • Kieferschmerzen,
  • Halsschmerzen,
  • Nackenschmerzen

unterscheiden.

Auf der Vorderseite des Körpers lassen sich jeweils links-, rechts- und beidseitige

  • Brustschmerzen (Thorax),
  • Bauchschmerzen (Abdomen)

unterscheiden.

Auf der Rückseite des Körpers sind es jeweils links-, rechts- und beidseitige Schmerzen im

  • oberen Rücken (einschließlich Schultern und Schultergürtel),
  • unteren Rücken,
  • Hüfte & Gesäß.

An den Extremitäten lassen sich jeweils links-, rechts- und beidseitige Schmerzen im

  • Oberarm
  • Ellenbogen
  • Unterarm
  • Oberschenkel
  • Knie
  • Unterschenkel
  • Fuß (Ferse, Mittelfuß, Zehen)

unterscheiden.

Bei der Beschreibung von Schmerzen geht es also um die Art des Schmerzes und darum, wo der Schmerz auftritt. Um Schmerzen strukturiert zu dokumentieren, kann ein Schmerztagebuch helfen.

Schmerztagebuch

Ein Schmerztagebuch ist ein Werkzeug, um Schmerzen systematisch über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren. Es ist ein nützliches Instrument, Schmerzen zu verstehen und Behandelnde zu befähigen, mögliche Auslöser zu identifizieren.

Ein Schmerztagebuch wird regelmäßig geführt. Üblicherweise umfasst es Angaben zur Lokalisation und Art des Schmerzes, Schmerzintensität und Dauer sowie zur Tageszeit.

  • Lokalisation:
    Wo genau tritt der Schmerz auf? Tritt er in einer einzelnen Körperregion auf oder in mehreren?
  • Stärke:
    Wie stark ist der Schmerz auf einer Skala von 0-10? (Dabei ist 0 “gar kein Schmerz” und 10: stärkster vorstellbarer Schmerz)
  • Zeitraum und Zeitpunkt:
    Seit wann ist der Schmerz da? Wann tritt er auf? Tritt er z.B. regelmäßig zu bestimmten Tageszeiten auf?
  • Auslöser:
    Gibt es bestimmte Auslöser, die den Schmerz verstärken? (z.B. Stress, bestimmte Bewegungen oder Aktivitäten, Wärme, Kälte)
  • Art des Schmerzes:
    Wie fühlt sich der Schmerz an? Stechend? Dumpf? Brennend? Ziehend? Blitzartig?
  • Begleiterscheinungen:
    Gibt es andere Missempfindungen, wie beispielsweise ein Kribbeln? Strahlt der Schmerz von der Ursprungsregion in eine weitere Körperregion aus?
  • Gegenmaßnahmen:
    Wurde bereits versucht, dem Schmerz entgegenzuwirken (z.B. mit Bewegung, gezielten Aktivitäten, Wärme/Kälte, Medikamenten)? War das hilfreich?

Ein Schmerztagebuch hilft, die Häufigkeit und Einflussfaktoren einzugrenzen und Einflussfaktoren zu verstehen. Auch kann es dabei helfen, eine medikamentöse Therapie weder über- noch unterzudosieren.

Um Schmerzen im Zeitverlauf beurteilen zu können, ist es ratsam, wiederkehrende Fragen zu beantworten. So werden Veränderungen ersichtlich, die auch die Therapie beeinflussen können.

Ein Muster-Schmerztagebuch zum Ausdrucken stellt beispielsweise die Stiftung Gesundheitswissen zur Verfügung. Alternativ können ein Schmerz- und Symptomtagebuch auch in digitalen Anwendungen wie der Fimo Health App geführt werden.

Die genaue Beschreibung von Schmerzen ist ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Diagnostik und Therapie.

Eine genaue Schilderung der Schmerzen hilft, die Ursache besser zu verstehen und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Um Faktoren wie Schmerzart, -intensität und -lokalisation langfristig zu beobachten, kann ein Schmerztagebuch geführt werden.

Schmerzen zu beschreiben ist der erste Schritt zu einer gezielten Schmerztherapie, welche langfristig zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen kann.