Warum Bewegung auch bei Krebserkrankungen gut ist

Veröffentlicht am
27.2.2024
Zuletzt bearbeitet am
23.8.2024
Lesedauer:
5 Minuten

Sport und Bewegung sind ein essentieller Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Dies gilt nicht nur für gesunde Menschen, auch bei Krebserkrankungen bergen Sport und Bewegung eine Reihe an Vorteilen, die sich positiv auf die Erkrankung und das Wohlbefinden und die Lebensqualität auswirken können.

Erfahre in diesem Artikel, welche Vorteile regelmäßige Bewegung birgt und welches Maß das richtige ist.

Die vielfältigen Vorteile eines aktiven Lebensstils:
Gesundheit, mentale Stärke und mehr

Ein aktiver Lebensstil mit ausreichend Sport und Bewegung hat zahlreiche positive Effekte.

Zu diesen zählen grundsätzlich

  • Gesundheitliche Vorteile
    Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Fettleibigkeit, bestimmte Krebsarten und andere chronische Krankheiten reduzieren. Bewegung trägt zur Gewichtsreduktion, zur Verbesserung der Knochengesundheit und einer Stärkung des Immunsystems bei. Auch das Risiko für altersbedingte Krankheiten wie Demenz und Alzheimer sinkt bei regelmäßigen sportlichen Aktivitäten.
  • Mentale Gesundheit
    Sport setzt Endorphine frei, die als natürliche Stimmungsverstärker wirken können. Bewegung kann Stress abbauen, die Symptome von Depressionen und Angstzuständen reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden steigern.
  • Kognition
    Sport kann die kognitive Funktion verbessern, einschließlich des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Konzentration. Es kann auch das Lernen fördern und die geistige Klarheit erhöhen.
  • Soziale Interaktion
    Sport bietet eine Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und soziale Bindungen aufzubauen. Team-Sportarten fördern Zusammenarbeit, Teamgeist und soziale Fähigkeiten, während individuelle Sportarten die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen stärken können.
  • Verbesserung der Schlafqualität
    Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Schlafqualität und -dauer verbessern, was wiederum das allgemeine Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit während des Tages unterstützt.

Neben diesen allgemeinen Vorteilen konnten wissenschaftliche Studien auch positive Effekte von Bewegung auf die Bewältigung von Krebserkrankungen feststellen.

Dem Krebs aktiv begegnen

Ein aktiver Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung senkt zudem das Risiko an bestimmten Krebsarten zu erkranken, darunter Brust-, Darm- und Speiseröhrenkrebs [1]. Dieser Effekt zeigte sich auch bei dem Rückfallrisiko, nach einer Krebserkrankung erneut an Krebs zu erkranken [1]. Zwar sind die genauen biologischen Mechanismen von Sport auf Krebszellen noch nicht geklärt, jedoch wird vermutet dass die gesteigerte Durchblutung des Körpers und Förderung des Immunsystems bei Bewegung Krebszellen das Wachstum bzw. Überleben erschweren.

Auch benötigen Krebszellen zum Wachstum den Zucker Glukose, welcher bei Bewegung vermehrt verbraucht wird und den Krebszellen dann weniger zur Verfügung steht. Zudem wird durch Sport der Spiegel an Sexual- und Wachstumshormonen gesenkt, die das Krebszellwachstum steigern können. Bei Frauen mit hormonbedingt wachsendem Brustkrebs beispielsweise, senkt Sport den Östrogenspiegel und wirkt ähnlich zu einer medikamentös antihormonellen Therapie.

Auch während der Krebsbehandlung kann Sport Begleiterscheinung der Krebserkrankung und die Nebenwirkungen der Therapie mindern [2]. Wird eine Krebserkrankung oder -therapie von Fatigue, der sogenannten tumorbedingten Fatigue, begleitet, kann Bewegung auch hier für Linderung sorgen. Studien haben gezeigt, dass tumorbedingte Fatigue durch regelmäßiges Training um bis zu 35% reduziert und die Lebensqualität gesteigert werden kann [3].

Das richtige Maß

Bewegung muss nicht heißen sich völlig auszupowern, um positiven Effekte auf die Gesundheit zu erzielen. Wichtiger ist es, dauerhaft aktiv zu sein, aktive Routinen in den Alltag zu integrieren und mit Spaß dabei zu sein. Welche Sportart die richtige ist, ist eine individuelle Entscheidung, da Sport und Bewegung auch Freude und Spaß bringen sollte.

Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt, sich wöchentlich 180 Minuten zu bewegen: ob jeweils eine Stunde an drei Tagen in der Woche oder 15-30 Minuten an fünf bis sechs Tagen bleibt dem Einzelnen überlassen [2].
Als Maß wird auch das Metabolische Äquivalent MET (metabolic equivalent task) genutzt, das den Energieverbrauch verschiedener Tätigkeiten vergleichbar macht. Das Metabolische Äquivalent stellt einen Richtwert für den Energiebedarf von Aktivitäten dar:

  • 10-12 MET: Schnelles Joggen, HIIT
  • 8 MET: Schwimmen
  • 7 MET:  Fußballspielen, Skifahren oder langsames Joggen
  • 5 MET: Gartenarbeit
  • 4 MET: Radfahren, Walken,
  • 3 MET: Spazierengehen, häusliche Tätigkeiten wie Einkaufen, Staubwischen

Anstrengendere Aktivitäten geben demnach mehr Punkte als weniger anstrengende.  Empfohlen wird ein Zielwert von 18-25 MET je Woche. 1 MET entspricht dabei dem Energieverbrauch von einer Kilokalorie je Kilogramm Körpergewicht je Stunde. Dazu einige Beispiele:

  • Eine Person von 75kg geht eine Stunde schwimmen. Der Energieverbrauch beträgt etwa 75kg x 8 MET = 600 kcal. Um den wöchentlichen Zielwert zu erreichen, müsste die Person drei Mal schwimmen gehen.
  • Eine Person von 80kg arbeitet 2 Stunden im Garten. Der Energieverbrauch beträgt 80kg x (2Std x 5MET) = 800 kcal. Um den wöchentlichen Zielwert zu erreichen, müsste die Person zwei bis drei weitere Stunden im Garten arbeiten.

Das Metabolische Äquivalent gibt eine Orientierung für den Energieverbrauch bei verschiedenen Aktivitäten. Als Richtwert oder Zielgröße kann es jedoch dabei helfen, aktiver im Alltag zu werden.

Welche Bewegungsart und welche Intensität gut ist, kann jedoch vom Therapiestadium beeinflusst werden. Es wird empfohlen sportliche Aktivitäten mit den Behandelnden zu besprechen, um mögliche Kontraindikationen abzusichern.