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Depressionen bei Krebs

Die Diagnose Krebs verändert das Leben oft maßgeblich. Depressive Symptome sind im Zusammenhang mit Krebserkrankungen nicht selten: Ob während der Diagnose, nach Abschluss der Erstbehandlung oder Operationen, oder dem Bewusstwerden, was in den letzten Stunden, Tagen und Wochen geschehen ist. Auch körperliche Veränderungen oder zerstörte Lebensträume können depressive Symptome auslösen.

Etwa 60% der Krebspatient:innen leiden unter hoher psychischer Belastung. Schmerzen, körperliche Beschwerden, Fatigue und psychische Krankheiten in der Vorgeschichte können das Auftreten von psychischen Erkrankungen ebenfalls begünstigen. Das Risiko an einer Depression zu erkranken ist im Rahmen einer Krebserkrankung um das 4-fache erhöht.  

Depressionen sind komplexe Psychische Störungen, die in der Psychiatrie den affektiven Störungen zugeordnet werden.

Was sind Depressionen?

Grundsätzlich werden verschiedene Arten von Depressionen unterschieden:

  • Major Depression (Unipolare Depression)
  • Chronisch depressive Verstimmung (Dysthymie)
  • Wochenbettdepression und Baby Blues
  • Zyklothyme Störung
  • Saisonal abhängige Erkrankungen ("Winterdepression")
  • Bipolare Störung
  • Psychotische Depression

Besonderes Augenmerk im Zusammenhang mit Krebserkrankungen gilt der Major Depression (Unipolare Depression). Unipolare Depressionen sind psychische Störungen, bei denen sich die Stimmung stark zum Negativen verändert. Leitsymptome dieser Depression sind eine gedrückte Stimmung sowie ein Interessen- und Antriebsverlust. Eine Unterteilung der depressiven Störungen erfolgt u.a. nach Schweregrad und Vorliegen eines körperlichen (somatischen) Syndroms bzw. psychotischer Symptome.  Die Ursachen sind kompliziert und umfassen sowohl biologische als auch psychosoziale Faktoren, die bei jedem Patienten unterschiedlich sein können.

Bei Krebserkrankungen kann das Auseinandersetzen mit der Erkrankung Emotionen wie z.B. Angst, Trauer, Mutlosigkeit, Verzweiflung oder Niedergeschlagenheit hervorrufen. Diese Emotionen zählen zu depressiven Symptomen, sind jedoch eine normale Reaktion auf die Erkrankung Krebs. Depressive Symptome können auch ausgelöst werden durch manche Krebsbehandlungen und Chemotherapien.

Nicht immer sind depressive Symptome jedoch Anzeichen für eine Major Depression. Kriterien der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA), anhand derer typische Symptome einer Depression bestimmt werden, sind

  • Gedrückte Stimmung, Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit, Hoffnungslosigkeit die mindestens seit zwei bis vier Wochen vorliegt
  • Deutlich vermindertes Interesse oder Freude an allen oder fast allen Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben
  • Signifikante Gewichtszu- oder -abnahme
  • Schlaflosigkeit oder ein übermäßiges Schlafbedürfnis
  • Starke Ruhelosigkeit oder auffallend verlangsamte Bewegungsabläufe
  • Müdigkeit und Energieverlust
  • Gefühle von Wertlosigkeit oder übertriebene Schuldgefühle
  • Geminderte Kognitions- und Konzentrationsfähigkeit
  • Wiederkehrende Todes - oder Suizidgedanken

Treten einige der aufgeführten Symptome auf, ist es ratsam sich Behandelnden anzuvertrauen, die Helfen können, weitere Schritte einzuleiten. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, direkt Kontakt zu Beratern oder Therapeuten aufzunehmen.

Depressionen vs. Fatigue

Grafik zeigt Energielevel bei Fatigue und Depression im Tagesverlauf

Wie bei der Fatigue spielen auch bei der Depression Müdigkeit und Energieverlust eine große Rolle. Doch wie lässt sich eine Depression von der Fatigue unterscheiden? Beide Krankheitsbilder können parallel auftreten und sich gegenseitig beeinflussen, sogar verstärken.

Die Symptome Müdigkeit, Energieverlust und depressive Verstimmungen zeigen sich sowohl bei einer Fatigue als auch einer Depression. Dennoch unterscheiden sich die Erkrankungen:


Bei einer Depression liegt der Schwerpunkt jedoch auf dem depressiven Stimmungsbild, einer niedergeschlagenen, anhaltenden Grundstimmung. Hinsichtlich des Energielevels starten Patient:innen meist mit einem Tief in den Tag. Eine Besserung zeigt sich häufig im Tagesverlauf.

Bei einer Fatigue liegt der Schwerpunkt auf physischer und kognitiver Erschöpfung und verhältnismäßig schnellem Energieverlust. Energieressourcen sind eher nach der nächtlichen Ruhe verfügbar, bauen sich jedoch schnell im Tagesverlauf ab.

Therapieansätze

Neben den allgemein bekannten Behandlungsansätzen der Psychotherapie und der medikamentösen Therapie mit Psychopharmaka bestehen noch zahlreiche weitere Therapiemöglichkeiten.

Für Patient:innen mit Depressionen gibt es konkrete Behandlungsempfehlung. Die Depression wird dabei in drei Stufen unterteilt:

  • eine leichte Form
  • eine mittelgradige Form und
  • eine schwere Form

Diese Abstufung (Graduierung) wird anhand der Anzahl auftretender Haupt- und Begleitsymptome vorgenommen und indiziert den Therapiebedarf:

  • Bei einer leichten Depression kann unter aufmerksamer Beobachtung und Kontrolle auf eine Therapie vorerst verzichtet werden.
  • Bei einer mittelgradigen Form kann eine medikamentöse oder eine psychotherapeutische Therapie in Erwägung gezogen werden.
  • Die Empfehlung bei einer schweren Depression ist die Kombination einer psychotherapeutischen und medikamentösen Therapie.

Welche Therapieform die richtige ist, ist individuell und wird nach einer ärztlichen Diagnose bestimmt.

Psychotherapie

Bei einer Psychotherapie wird im Rahmen von Einzel-, Gruppen- oder Paargesprächen psychische Belastungen zusammen mit eine:r Therapeut:in thematisiert. Diese Therapieform kann nachweislich die Belastung, Angst, Depressivität, sogar körperliche Beschwerden verringern und die Lebensqualität verbessern. Es gibt Therpeut:innen, so genannte Psychoonkolog:innen, welche spezialisiert sind auf die psychotherapeutische Behandlung von Tumorpatient:innen. Der Krebsinformationsdienst stellt eine Auflistung tätiger Psychoonkolog:innen zur Verfügung.

Da der Zugang zu Therapeut:innen, durch die geringe Anzahl an Therapeut:innen, erschwert sein kann, lohnt es sich eine psychosoziale Beratungsstelle aufzusuchen. Diese ermöglichen in der Regel kurzfristige telefonische oder auch persönliche Termine. Hier stoßen Patient:innen auf geschulte Fachkräfte die Informationen über die Erkrankung vermitteln, Hilfestellungen bei sozialen oder sozialrechtlichen Fragen und der Bewältigung seelischer Probleme geben. Außerdem haben sie Kenntnis über weiterführende Angebote und Anlaufstellen.

Auch über Psychosoziale Beratungsstellen informiert der Krebsinformationsdienst.

Patientenbefähigung &-edukation

Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die Patient:innen-edukation. Sie findet sich häufig in der stationären Rehabilitation, ambulanter Nachsorge oder auch im psychotherapeutischen Kontext wieder. Auch digitale Anwendungen bauen auf das Konzept der Patienteneduktion. Hier lernen Patient:innen ihre Erkrankung besser zu verstehen und mit ihr umzugehen. Sie lernen mehr über Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, wie sie mit der Erkrankung oder Stress umgehen können, welche Hilfsangebote es gibt und wo sie psychosoziale Unterstützung finden.

Weitere Therapieansätze

Ebenfalls als wirksam zeigten sich Formen der Ergotherapie, Kunsttherapie und der Physio- und Bewegungstherapie. Letztere bezieht sowohl Kraft- und Ausdauersport mit ein, als auch Yoga und Massagen.

Nicht zu unterschätzen in ihrer Wirkung sind ebenfalls Entspannungs- und imaginative Verfahren. Dazu zählen unter anderem progressive Muskelrelaxation, autogenes Training, Yoga und Meditation. Diese verschiedenen Maßnahmen können Anspannungen lösen, psychische Belastungen, Ängste, sogar Übelkeit vermindern und ebenfalls die Lebensqualität verbessern.

Fazit

Es besteht eine enge Verbundenheit zwischen dem psychischen und dem körperlichen Befinden. Daher sind psychische Belastungen wie Depressionen, Angst- oder Anpassungsstörungen bei einer schweren Krankheit wie einer Tumorerkrankung ganz normal.

Wenn du dich in den obigen Beschreibungen der verschiedenen psychischen Erkrankungen wiederfindest, solltest du nicht zögern dies bei deine:r behandelnden Ärzt:in anzusprechen. Denn es gibt, wie du hier gelernt hast, viele Möglichkeiten gegen diese Erkrankungen vorzugehen.