MS ist die Erkrankung der tausend Gesichter und der Verlauf ist bei jedem Betroffenen sehr unterschiedlich. Daher geht es in diesem Blog Artikel um die vier Verlaufsformen der MS und wie häufig diese jeweils vorkommen.
Wir erklären euch worin sich das Klinisch isolierte Syndrom, die Schubförmig remittierende MS (RRMS), die Sekundär progrediente MS und die Primär progrediente MS voneinander unterscheiden.
Das klinisch isolierte Syndrom - KIS
Beim klinisch isolierten Syndrom treten erstmalig MS-typische Symptome auf, die mindestens 24 Stunden anhalten. Ausgelöst werden diese Symptome durch entzündliche Vorgänge im Zentralen Nervensystem, jedoch werden noch nicht alle Kriterien für die Diagnose einer MS erfüllt. Wenn doch alle Kriterien erfüllt sind, dann kann dies der erste Schub einer MS sein.
Bis zu 85% der MS-Betroffenen hatten vorher ein KIS. Ganz oft kommt es vor, dass erst nach der Diagnosestellung klar wird, dass es sich um das klinisch isolierte Syndrom gehandelt hat.
Die Schubförmig remittierende MS - RRMS
Die schubförmig remittierende MS ist die häufigste Verlaufsform mit rund 85% der Betroffenen. Die RRMS tritt in unregelmässigen Schüben auf, die sich vollständig, oder aber auch unvollständig zurückbilden. Je länger die Erkrankung besteht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Schub nicht vollständig zurückbilden wird.
Bei jedem neuen Schub treten neue neurologische Symptome auf oder bestehende Symptome verschlechtern sich eindeutig. Ein Schub kann zwischen Tagen und Wochen andauern. Dabei unterscheidet sich die Dauer und die Häufigkeit, wie oft ein neuer Schub auftritt, von Patient:in zu Patient:in.
Definition eines Schubes
Unter einem Schub versteht man das Auftreten neuer oder die Reaktivierung von bereits bekannten Symptomen, welche mindestens 24 Stunden anhalten. Zwischen zwei Schüben müssen mindestens 30 Tage liegen. Ist der Zeitabstand kürzer, definiert man dies als einen Schub.
Oft kann es vorkommen, dass typische MS Symptome nur vorübergehend anhalten, weil die Körpertemperatur erhöht ist. Lassen die Symptome jedoch nach, sobald man sich heruntergekühlt hat, so kann es sich hierbei um das Uhthoff Phänomen handeln und nicht um einen Schub. Daher ist diese Zeitangabe, wie lange Symptome anhalten müssen, besonders wichtig.
Die Sekundär progrediente MS - SPMS
Treten lange keine Schübe auf und danach garnicht mehr oder sehr selten, dann spricht man von der sekundär progredienten MS. Die Schubhäufigkeit reduziert sich also, während die Symptome schleichend fortschreiten. Bis zum Übergang in eine SPMS vergehen meist 15-20 Jahre. Dementsprechend kann es manchmal bei MS-Patientinnen Überschneidungen mit der Menopause geben, was zu Falschdeutung von Symptomen bzw. Schüben führen kann.
Jedoch entwickeln nicht alle MS-Patient:innen diesen Verlauf, viele verbleiben auch in einem schubhaftem Verlauf.
Die Behandlung der SPMS unterscheidet sich zum Teil etwas von der Behandlung der RRMS. Neben Medikamenten, die auch für den schubförmigen Verlauf zugelassen sind, um auch weiterhin Schübe zu verhindern, sind speziell für die SPMS bestimmte Medikamente zugelassen.
Die Primär progrediente MS - PPMS
Die primär progrediente MS tritt bei circa 10-15% der Patient:innen auf. Charakteristisch für diesen Verlauf ist ein fortschreitender Verlauf ohne Rückbildung der Symptome. Es hinterbleiben also dauerhafte Verschlechterungen. Der klinische Verlauf ist also insgesamt schwieriger als bei einem schubförmigen Verlauf.
Die PPMS ist also gekennzeichnet durch eine zunehmende körperliche Einschränkung, insbesondere der Gehfähigkeit und vermehrten Spastiken. Ein interessanter Punkt ist, das im Vergleich zur schubförmigen MS, die PPMS erst später auftritt (> 40 Jahre) und etwas häufiger bei Männern, als bei Frauen diagnostiziert wird.
Benigne MS
Unter der benignen MS versteht man einen gutartigen Krankheitsverlauf. Nach einem mindestens zehnjährigen Krankheitsverlauf beläuft sich der EDSS Score von unter 3. Der EDSS Score gibt den Grad der Behinderung von Menschen mit Multipler Sklerose an. Die Skala reicht von 0 bis 10. Somit ist der EDSS Score mit 3 eine geringe Behinderung bei der benignen MS an. Die benigne MS tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf, nimmt jedoch im weiteren Verlauf am Behinderungsgrad rasch zu.
Maligne MS
Unter der malignen MS, auch Marbug Variante genannt, sind in etwa 2% der MS-Patient:innen betroffen. Die maligne MS bezeichnet, im Gegensatz zur benignen MS, einen bösartigen Verlauf.
Die maligne MS ist eine seltene Form, die einen rasanten bzw. fulminanteren Verlauf der MS bezeichnet. Hiervon sind insbesondere junge Menschen betroffen. Die häufigsten Erstsymptome sind zum Beispiel Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Verwirrtheit und neurologische Beschwerden. Bei dieser sehr seltenen MS können Betroffene innerhalb weniger Wochen versterben. Diese Form ist aber sehr selten!
In unserem YouTube Video erklärt dir Mathias nochmal genauer die verschiedenen Verlaufsformen der MS.