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Stress hat jede:r - Aber warum sollte man vor allem Stress bei MS vermeiden? Genau darum geht es in diesem Blogartikel.
Definition von Stress
Stress kann viele Ursachen haben sowie unterschiedliche Reaktionen im Körper auslösen. Psychische und körperliche Belastungen können verschiedene natürliche Körperreaktionen in uns auslösen. Stress hilft uns in realen Situationen oder auch in angenommenen Gefahrensituationen entsprechend zu handeln und unsere Leistungsfähigkeit kurzfristig zu steigern.
Dabei gibt es zwei Arten von Stress. Zum einen unterscheidet man zwischen Positiven oder auch "Eustress" genannt und zum anderen negativen Stress auch "Disstress" genannt.
Positiver Stress - Eustress
Der Eustress kann kurzfristig eine Belastung für unseren Körper darstellen. Langfristig fördert der Eusstress jedoch unsere Gesundheit, indem es unsere Vitalität und Ausgeglichenheit fördert.
Dieser positive Stress kann sogar als ein Antriebsmotor für unsere Schaffenskraft, Kreativität, Aufmerksamkeit oder Konzentration angesehen werden. Eustress ist unter anderem assoziiert mit unserer Leistungsfähigkeit wie zum Beispiel die Vorbereitung auf einen Sportwettbewerb. Auch die Motivation fällt unter positiven Stress, beispielsweise wenn man ein neues Projekt auf der Arbeit bekommen hat, auf das man total Lust hat. Auf die neue Aufgabe freut man sich zwar auf der einen Seite, weiß aber auf der anderen Seite, dass dies auch mit einer Deadline verbunden sein wird. Die Freude über die neue Aufgabe überwiegt in diesem Zustand jedoch und somit empfinden wir positiven Stress.
Negativer Stress - Disstress
Steckt man mitten in seiner neuen lieb gewonnenen Arbeit und merkt langsam, dass man das Projekt nicht mehr bis zur Deadline erledigen kann, besteht die Gefahr, dass man sich selbst zu sehr unter Druck setzt. Dabei kann der zunächst positive Stress und die Arbeit auf die man sich zu Beginn gefraut hat, zu negativem Stress ausarten. Der negative Stress, also Disstress, ist im Prinzip ein (dauerhafter) Zustand, bei dem ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen aus der Umwelt wie zum Beispiel dem Arbeitgeber und einem selbst besteht.
Negativer Stress ensteht demnach häufig in Situationen in denen wir uns "Druck" ausgesetzt fühlen und beschreibt eine Anpassungsreaktion auf eine herausfordernde Situation. Die Wahrnehmung von Stress, in welcher Ausprägung ob körperliche und/oder psychische Reaktionen etc. ist bei jedem Menschen unterschiedlich.
Disstress kann zum Beispiel zu folgenden physiologischen Reaktionen im Körper führen:
- Steigerung der Herzfrequenz (Puls wird schneller)
- Schnellere Atmung
- Schweisproduktion
- Trockener Mund
- Muskelzittern
- Gefühl der Nervosität, innere Unruhe, Anspannung
Stress im Evolutions-biologischen Sinn
Im evolutions-biologischen Sinn, versetzt der Körper sich in Alarmbereitschaft wenn Gefahrensituationen bevorstehen. Dabei wird die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol angeregt und die Muskulatur wird daraufhin besser durchblutet und unsere Atemfrequenz und Herzfrequenz steigt. Der Körper hat sich also darauf vorbereitet bei Gefahr entsprechend zu reagieren. Ist die Gefahr vorbei, baut der Körper die Hormone ab und der Körper entspannt sich wieder. Diese kurzfristigen, körperlichen Reaktionen haben keine Folgen für uns. Ist man dauerhaft Stress ausgesetzt, kann das jedoch ganz anders aussehen.
Folgen von chronischem Stress
Denn kommt es zu dauerhaften Stressreaktionen, sodass der Körper sich nicht mehr ausreichend entspannen kann, kann es zu gesundheitlichen Schädigungen kommen.
Chronischer Stress kann unter anderem zu folgenden Problemen führen:
- Magen-Darm-Problemen
- Stress-Magengeschwüre (Magen Ulcus)
- erhöhter Blutdruck
- erhöhte Blutzuckerwerte
- Muskelverspannungen und Schmerzen des Bewegungsapparates
- Erschöpfungszustand
- Depression, Burn-Out
Diese Liste bildet nur einen Teil der verschiedenen Krankheiten ab die durch langfristigen Stress entstehen können. Daher ist es wichtig sich Auszeiten zu nehmen und zu versuchen achtsamer zu werden.
Stress und das Immunsystem
Auch unser Immunsystem kann durch Stress beeinflusst werden. Dabei unterscheidet man zwischen der spezifischen und unspezifischen Immunabwehr. Unsere spezifische Immunabwehr ist die lernfähige Abwehr. Sie entwickelt spezifische Abwehrzellen, die bestimmte Erreger eliminieren können. Die unspezifische Abwehr dagegen ist angeboren und unveränderbar. Sie umfasst unspezifische Abwehrreaktionen, wie zum Beispiel Entzündungsreaktionen.
Bei akutem Stress wird die unspezifische Immunabwehr verstärkt eingesetzt. Dies führt zur vermehrten Produktion von weißen Blutkörperchen, also die spezifischen Fresszellen oder auch "natürliche Killer-Zellen" genannt. Dadurch kommt es dazu, dass sich die Bestandteile der spezifischen Abwehr langsamer vermehren und der Körper konzentriert sich vermehrt auf die unspezifische Abwehr. Der Körper bereitet sich dann darauf vor, körperliche Schäden aus evolutionsbiologischer Sicht, wieder zu heilen.
Im Gegensatz zum akuten Stress, beeinflusst chronischer Stress beide Abwehrmechanismen des Körpers. Die Abwehrzellen werden langsamer produziert und die Aktivität des Immunsystems wird herunter gefahren. Der Körper wird deutlich anfälliger für Infektionen wie beispielsweise Erkältungen oder Viruserkrankungen da die Immunabwehr geschwächt ist. Gleichzeitig werden auch Körpereigene Heilungsprozessen gestört und verlangsamt.
Stress und MS
Unter einer Immunmodulierenden Therapie ist das Immunsystem anfälliger für Infektionen. Dementsprechend ist es wichtig, dass man chronischen Stress so gut es geht reduziert. Schafft man es seinen Stresslevel zu senken, verträgt man die Immunmodulierende Therapie umso besser. Dadurch ist man also weniger infektanfällig und wird entsprechend weniger krank.
Grundsätzlich kann Stress das Risiko für die Auslösung eines akuten Schubs erhöhen. Wie genau dies jedoch geschieht, weiß man nicht. Was man jedoch sicher weiß ist, dass Stress kein Risiko für die Entwicklung der Multiplen Sklerose selbst ist:
Studien haben gezeigt, dass unter chronischem Stress kein erhöhtes Risiko besteht unter MS zu erkranken. Bei einer Studie konnte sogar gezeigt werden (Kontrollgrupoe vs Gruppe mit 24-Wochen Stress-reduktionsprogramm), dass weniger typische Entzündungsherde im MRT des ZNS zu sehen waren, als in der Kontrollgruppe.
Tipps & Tricks gegen Stress
Wir haben euch nun verdeutlicht, wie wichtig es für die Gesundheit ist, Stress zu minimieren. Da das oft nicht leicht ist und es viele Möglichkeiten gibt, Stress zu bewältigen und zu reduzieren, haben wir euch eine Reihe von Tipps und Tricks zusammengestellt:
- Grundsätzlich solltest du darauf achten dir kleine Ziele zu setzen. Fange dabei mit kleinen Tageszielen an und übernimm dich nicht gleich zu Beginn. Setze dir zum Beispiel kleine Ziele im Job oder aber auch ein Ziel für deinen Alltag. Gehe dabei Schritt für Schritt vor und denke immer daran, dass du nicht alle Aufgaben an einem Tag erledigen musst.
- Plane dir bewusste Pausen ein. Falls du das Bedürfnis nach Schlaf haben solltest, achte darauf nicht einzuschlafen, sondern maximal ein Power-Nap für 20 Minuten zu halten. Ansonsten kann eine Auszeit nehmen bedeuten, dass du dir Zeit für einen Tee nimmst, ohne Handy oder andere Ablenkung. Nehme dir bewusst Zeit deine Gedanken neu zu ordnen um später mit einem klaren Verstand weiter machen zu können. Auch ein Buch zu lesen kann dir dabei helfen, dich zu entspannen. Finde heraus was dir hilft zur Ruhe zu kommen und plane diese Dinge in deinen Alltag ein.
Sei nicht zu streng zu dir selbst
Kennst du das? Du nimmst dir zu viele Punkte auf einmal vor und scheiterst dann? Das ist ganz normal. Wir wollen am liebsten immer 100% sofort erreichen und geben spätestens nach dem halben Weg auf. Aber sei dir sicher, dass du viel mehr erreichen wirst, wenn du Schritt für Schritt vorgehst, um deinen Stress zu verringern.
Nicht zu streng zu sich selbst zu sein und seine eigenen Anforderungen herunter zuschrauben und frei zumachen von Meinungen anderer ist leichter gesagt als getan. Versuche dich vielleicht mal an ein Resilienz-Training. Bei der Resilienz besteht die Kunst darin, dass man schwierige Lebenssituationen übersteht, ohne sich zu übernehmen. Stress-Bewältigungstechniken können sich nicht nur positiv auf deine Psyche auswirken, sondern gegebenenfalls auch auf dein Immunsystem.
Hier haben wir dir weitere Tipps zur Stressbewältigung zusammengefasst:
Wenn du regelmäßig kleine Dankbarkeitsübungen vor dem Einschlafen machst, kann es dir ein gutes Gefühl geben und bei der Entspannung helfen. Ein neues Hobby, welches dir große Freude bereitet, kann dein Selbstbewusstsein oder auch Selbstwertgefühl durch die neu erlernten "Fähigkeiten" steigern.
Psychische und emotionale Belastungen können ebenfalls zu Stress führen. Hierbei ist es ganz wichtig, dass du mit Freunden, Familie oder mit deinem:r Partner:in sprichst. Versuche dich zu öffnen und über deine Sorgen zu sprechen, oder Dinge die dich bedrücken oder bewegen. Diese Dinge laut auszusprechen und mit einem Menschen zu teilen, kann viel Ballast von uns nehmen.
Ganz wichtig dabei ist auch vor allem zu lernen, angebotene Hilfe von den Liebsten auch wirklich anzunehmen. Ganz oft fühlen wir uns gezwungen, alle Aufgaben alleine bewältigen zu müssen und setzen uns damit selbst unter großen Druck. Probiere es beim nächsten Mal einmal aus und mache dir keine zu großen Gedanken über die angenommene Hilfe.