Ob privat oder beruflich, viele Menschen reisen aus verschiedenen Gründen um die Welt.
Dabei wird ein wichtiges Thema häufig vergessen: Die Medikamenteneinnahme auf Reisen.
Dabei zeigt sich in einer Studie des RKIs, dass 71,5% der befragten Teilnehmer:innen in den letzten sieben Tagen Arzneimittel eingenommen haben. Daher ist das Thema wohl für viele Menschen von Relevanz.
👉🏼 Hinweis: Wir wollen dir hier eine Orientierung bezüglich verschiedener Medikamente und Situationen geben. Dennoch ersetzt dies kein individuelles ärztliches Beratungsgespräch.
Schauen wir uns nun an, was du beachten kannst.
Schritt Nummer eins ist es, vor der Abreise zu überprüfen, ob die Menge an Tabletten, Tropfen o.Ä., die du noch zu Hause hast, für die Dauer der Reise ausreichend ist. Falls du nicht ausreichend Medikamente mit dir nehmen kannst, informiere dich vorab, ob du das von dir eingenommene Präparat auch an deinem Reiseziel erhalten kannst. Denn nicht jedes Land stellt die entsprechenden Medikamente zur Verfügung.
Bist du erst mal angekommen und merkst so langsam die ersten Auswirkungen des Jetlags? Dann stellt sich häufig folgende Frage:
Wann nehme ich denn nun meine Medikamente ein?
Nach der Ortszeit oder doch weiterhin wie üblich?
Zu beachten sind dabei verschiedene Faktoren:
- der Einnahme-Rhythmus
- der zirkadiane Rhythmus (z.B. bei Glukokortikoiden)
- die Nahrungsaufnahme (Diabetes-Medikation)
Allgemein lässt sich sagen, dass die Medikamenteneinnahme bei einer Zeitverschiebung von mehr als zwei Stunden angepasst werden sollte.
Bei einer Reise Richtung Osten kommt es zu einer Tagesverkürzung, bei einer Reise Richtung Westen hingegen zu einer Tagesverlängerung. Dies hat Auswirkungen auf die erforderliche Dosis und das Intervall der Einnahme.
Eine Anpassung der Dosis lässt sich mittels einer Formel berechnen. So kommt es bei einer Reise Richtung Westen einmalig zu einer Dosiserhöhung und bei einer Reise Richtung Osten zu einer Dosisverminderung. Ob eine Anpassung der Dosis von Nöten ist und falls ja, in welchem Maß solltest du gemeinsam mit deine:r Ärzt:in besprechen.
Nicht bei jedem Medikament ist eine Dosisanpassung erforderlich. Ein wichtiges Beispiel sind hier Glukokortikoide bzw. das bekannteste Glukokortikoid, das Kortison. Hier findet sich eine Anpassung in einem anderen Bereich wieder. Glukokortikoide werden angepasst an den zirkadianen Rhythmus eingenommen. Der zirkadiane Rhythmus entspricht unserer inneren Uhr, er ist der Tag-Nacht- oder auch Schlaf-Wach-Rhythmus von uns Menschen.
Bei einer Zeitverschiebung unterliegt unser Körper einem neuen Tagesrhythmus. An diesen Rhythmus sollte die Einnahme im Verlauf schleichend um zwei Stunden täglich angeglichen werden. Bei einer Reise Richtung Westen wird das Verschieben der täglichen Einnahme somit um zwei Stunden nach hinten empfohlen, bis schlussendlich die gewohnte Einnahmezeit erreicht ist. Auf der Rückreise wird ebenfalls zu einem entsprechenden Angleichen geraten, hier nun um zwei Stunden nach vorne verschoben.
Diese Form des Anpassens des Einnahme-Rhythmus lässt sich auch auf andere Medikamente übertragen.
Besonders wichtig ist diese Zeit-Anpassung bei Medikamenten wie Antibiotika, um den Wirkspiegel zu erhalten, Kortison und auch Insulin. Bei Insulin und anderen Medikamenten im Rahmen einer Diabetes-Erkrankung ist ebenfalls die veränderte Nahrungsaufnahme zu berücksichtigen. Daher empfiehlt sich auch hier eine individuelle Beratung mit eine:r behandelnden Ärzt:in und darüber hinaus ein wachsames Überprüfen des Blutzuckerspiegels während der Reise.
Medikamente, die im Vergleich zu den zuvor Beschriebenen, unter keinem sonderlichen Einfluss durch eine Zeitverschiebung stehen, sind z.B. Schilddrüsenhormone oder auch das Medikament Amiodaron.
Fazit
Nimm dir vor dem Antritt deiner Reise einen Moment Zeit und überlege, ob eine Anpassung der Dosis oder des Einnahmeintervalls deiner Medikation nötig ist und besprich jede Änderung mit deinem:r Ärzt:in.Bei vielen Medikamenten bietet sich ein tägliches angleichen des Einnahmezeitpunktes um zwei Stunden an, bis die gängige Einnahmezeit erreicht ist.
Viel Spaß bei deiner nächsten Abenteuerreise!
Quellen
- https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-42108
- https://www.cardiopraxis.de/fernreisen-auch-medikamente-haben-jetlag-und-so-geht-man-damit-um
- https://www.doccheck.com/de/detail/articles/29010-l-thyroxin-auf-weltreise
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/561628/umfrage/bevoelkerungsanteil-in-deutschland-nach-anzahl-eingenommener-medikamente/
- https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/arzneimittelgebrauch.pdf?__blob=publicationFile