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Long Covid - Wie erklärt man es dem Umfeld?

Drei Freundinnen umarmen sich erleichtert und glücklich

Long Covid ist eine sehr vielseitige Erkrankung, bei der es schwierig sein kann, einem:r Außenstehenden zu erklären, womit man zu kämpfen hat. Falls du selbst betroffen bist, machst du gerade viel durch und deine Freund:innen und Familie fragen sich vielleicht, wieso du dich anders verhältst als zuvor. Vielleicht fühlst du dich auch missverstanden, wenn das soziale Umfeld deine Symptome nicht nachvollziehen kann.

Deswegen ist es wichtig, mit den Menschen in deinem Umfeld offen zu kommunizieren, sodass sie Verständnis für deine Situation entwickeln. Dein sozialer Rückhalt kann dir helfen, deinen Alltag besser zu meistern. Du musst da nicht alleine durch! In diesem Artikel möchten wir dir näher bringen, wie du es deinem Umfeld beibringen kannst.

Offen reden

Viele Menschen haben nie gelernt, offen und ehrlich über alles sprechen zu dürfen, was gerade in ihnen vorgeht. Trotzdem kennen die meisten das Gefühl, dass einen etwas plagt, man aber nicht so richtig weiß, wie man damit umgehen soll. Und wenn man dann mit nahestehenden Personen darüber redet, geht es einem schon viel besser.
Es stößt einen Prozess an, wenn man sich mit Familie und/oder Freund:innen unterhält. Oft bekommt man neue Ideen und Ansätze und manche Probleme sind schnell aus der Welt geschafft. Und das Beste am Teilen ist, dass man sich mit seinem Gegenüber verbunden fühlt.
Offen darüber zu reden, was dich belastet, hilft nicht nur dir. Auch dein:e Gesprächspartner:in kann dich besser nachvollziehen. Bestimmt findet ihr zusammen neue Lösungen für herausfordernde Situationen!

Entlastende Gespräche und andere Hilfsmittel

Wenn es dir allgemein schwerfällt, mit anderen Menschen über belastende Dinge zu sprechen, kannst du auch erstmal ein Blatt Papier als Gesprächspartner nehmen. Nimm dir ganz bewusst Zeit dafür und schreibe alles auf, was dir einfällt. Nach einer Zeit wirst du automatisch in den Schreibfluss kommen. Gedanken aufzuschreiben kann dir helfen, einen Knoten im Kopf zu lösen oder sie erst einmal aus deinem Kopf zu bekommen. Probier es mal aus!
Auch, wenn es komisch klingt: Selbstgespräche können ebenfalls ungemein entlasten. Wichtig ist nur, dass belastende Dinge Raum bekommen und nicht unterdrückt werden. Probier auch das gerne mal aus.
Das naheliegendste sind natürlich Gespräche mit deinen Mitmenschen. Wenn du dich danach fühlst, kannst du dich an einen dir vertrauten Menschen wenden und ihn bitten, dir aufmerksam zuzuhören. Kommuniziere klar, dass dir dieses Gespräch wichtig ist.
Gute Bedingungen dafür sind:
  • eine Person, der du vertraust und die du vielleicht schon länger kennst
  • ein ruhiger Ort
  • ein dir vertrauter Ort
  • Störfaktoren minimieren (Handys auf stumm oder Flugmodus)
  • kein Zeitlimit

Metaphern und Vergleiche

Wenn es dir manchmal schwer fällt, deiner Familie und deinen Freund:innen zu erklären, wie du dich momentan fühlst, versuche es mit Metaphern! Wie kannst du deine aktuellen Beschwerden so beschreiben, dass andere es verstehen?
Wenn du z.B häufig unter Fatigue leidest, frage dich: Wie fühlst du dich? Wie eine Batterie, die man nicht aufladen kann? Oder wie beim Fahrradfahren in einem sehr hohen Gang, wenn es nur langsam und mit viel Mühe voran geht?
Menschen verstehen abstrakte Dinge besser, wenn sie verbildlicht werden. Mache dir also Gedanken, wie du deine Probleme und Symptome bildlich darstellst. Fällt dir etwas passendes ein?
Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Ampel-Analogie: Rot signalisiert dem Umfeld: “Ich brauche eine Pause”. Gelb signalisiert: “Ich brauche eine Pause um eine überwältigende Erschöpfung zu verhindern”. Grün zeigt deinen Mitmenschen, dass es dir gut geht und du genug Energie hast, weiterzumachen.
Auch bei chronischen Schmerzen z.B. kannst du überlegen, wie du diese deinem Umfeld erklären kannst. Hilf deinem Gegenüber, sich in dich hineinzuversetzen. Frage die Person, ob sie sich an eine Situation erinnert, in der sie Schmerzen hatte und verdeutliche, dass diese Schmerzen bei dir dauerhaft bestehen. Aber auch hier kann ein Vergleich oder eine Metapher hilfreich sein, um deine Symptome zu verdeutlichen.

Gespräche zusammenlegen

Vielleicht findest du es anstrengend, dich mehrmals erklären zu müssen. Deshalb kannst du versuchen, dein Umfeld zu einem Termin zusammenzutrommeln um deine Lage direkt in einem Gespräch mehreren Personen zu erklären. Oder du verfasst eine vorgefertigte Nachricht, die du dann verschicken kannst, wenn du jemandem erklären möchtest, wie es dir geht. Das spart dir Energie!

Umgang mit Unverständnis

Solltest du bei manchen Menschen auf Unverständnis stoßen, kannst du ruhig auch äußern, dass dich das frustriert. Sage deinen Mitmenschen, wie du dich fühlst, wenn deine Beschwerden nicht wahrgenommen werden. Bist du frustriert? Traurig? Äußere deine Gefühle und sage gerne auch, was du dir stattdessen von deinen Mitmenschen wünschst. Also beispielsweise: "Wenn du XY zu mir sagst, dann macht mich das wütend/traurig/frustriert mich. Stattdessen würde ich mir wünschen, dass du mir zuhörst und dich in meine Lage versetzt."
Scheue dich nicht, mitzuteilen, was dir gut tun würde!

Abmachungen treffen

Du könntest auch versuchen, gewisse Abmachungen mit deinen Freund:innen und deiner Familie zu treffen. Beispielsweise, dass ihr eben nicht weit im Voraus planen könnt, sondern Termine immer auf deine aktuelle Verfassung abstimmen müsst. Du kannst klarstellen, dass dir das Treffen und der Kontakt wichtig ist. Und gleichzeitig kannst du klar abstecken, unter welchen Bedingungen dieser Kontakt eben gerade für dich funktioniert. Was benötigst du von deinem Umfeld? Flexibilität, emotionale Unterstützung oder mehr Verständnis?

Zusammenfassung

Das waren eine Menge Informationen, wie du es deinem Umfeld beibringen kannst. Es ist wichtig, offen mit deinem Umfeld zu sprechen. Wenn deine Mitmenschen informiert über deinen Zustand und deine Bedürfnisse sind, fällt es ihnen leichter, darauf Rücksicht zu nehmen. Wenn es dir schwer fällt, offen zu sprechen, kannst du dir mithilfe eines Blatt Papiers oder Selbstgesprächen Gedanken machen, was du sagen möchtest. Vergleiche und Metaphern können dabei hilfreich sein. Und du kannst den Aufwand mehrerer Gespräche vermeiden, wenn du dein Umfeld zu einem Termin zusammenrufst, bei dem du allen erklären kannst, wie es dir aktuell geht.

Long Covid