In unserem Blog Artikel zu Long Covid haben wir dir bereits einige Grundlagen erklärt. In diesem Artikel möchten wir gerne auf die häufigen Symptome der Erkrankung eingehen, da viele Menschen nicht genau wissen, mit welchen Beschwerden Long Covid eigentlich einhergeht.
Die Long Covid Symptome und ihr Verlauf können sehr vielseitig sein und unterscheiden sich von Person zu Person. In einer Studie mit über 3000 Teilnehmer:innen wurde von weit mehr als 50 möglichen Symptomen berichtet. Es gibt zwar Symptome, die sehr häufig auftreten, aber in der Breite gibt es sehr unterschiedliche Varianten, wie sich Post- bzw. Long Covid* äußern kann. (* zur Erinnerung: Bestehen die Beschwerden länger als 12 Wochen nach der initialen COVID-19 Infektion, spricht man eigentlich vom Post-Covid-Syndrom. Der Einfachheit halber sprechen wir aber weiter von Long Covid).
Je mehr Betroffene über die Erkrankung wissen, desto weniger Angst haben sie davor, was auf sie zukommen könnte. Auch für Nicht-Betroffene kann es hilfreich sein, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, um sich besser in Freunde und Familie hineinzuversetzen. So können Erkrankte auch positiver und selbstbewusster mit der Erkrankung umgehen. Nachfolgend findet sich eine kurze Übersicht über die Symptome, die im Rahmen von Long Covid auftreten können (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Fatigue
Fatigue tritt als als Syndrom bei unterschiedlichen chronischen Erkrankungen auf. Beispielsweise bei Multipler Sklerose, Krebs oder Rheuma. Weltweit gibt es schätzungsweise mehr als 100 Millionen Menschen, die von Fatigue betroffen sein könnten.
Fatigue ist eine über das normale Maß hinaus reichende körperliche oder kognitive Erschöpfung, die nicht im Verhältnis zur vorangegangenen Aktivität steht. Das bedeutet, dass einfache Aktivitäten, wie beispielsweise einkaufen gehen, duschen etc. zu einer ausgeprägten körperlichen Erschöpfung führen, sodass du dich über Stunden oder sogar Tage ausruhen musst.
Dabei können Fatigue-Attacken schon nach kleinster Belastung auftreten. Diese nennt man dann "Crash" oder auch Post Exertionelle Malaise (PEM). Ein sogenannter Crash oder PEM ist eine zeitlich begrenzte Belastungsreaktion, die in etwa 24-72 Stunden nach dem auslösenden Ereignis eintritt. Dabei kann ein Crash zur Verschlechterung der allgemeinen Symptome führen, insbesondere zu dieser enormen Erschöpfung. Die Erschöpfung kann sich dabei körperlich (Schwäche und Müdigkeit), aber auch kognitiv äußern. Häufig müssen Betroffene Stunden oder bis zu Tage mit viel Ruhe liegend im Bett oder auf der Couch verbringen, bis die Symptomatik besser wird.
Schmerzen
Schmerzen muss man ernst nehmen und proaktiv behandeln. Bis zu 44% der Long Covid Patient:innen berichten über Kopfschmerzen und bis zu 19% über Gliederschmerzen. Damit diese Schmerzen nicht chronifizieren, also man dauerhaft mit diesen Schmerzen leben muss, sollte man frühestmöglich reagieren. Es gibt gut erforschte Medikamente, die bei Schmerzen helfen. Außerdem können Schmerzen die Fatigue verstärken, weswegen man ein besonderes Augenmerk darauf haben sollte.
Es treten unterschiedliche Schmerzarten auf: von Kopfschmerzen (Migräne oder Spannungskopfschmerz), über Muskel- und Gelenkschmerzen bis hin zu Nervenschmerz. Nervenschmerzen sind Schmerzen oder Missempfindungen der Nerven, die häufig in Füßen und Beinen oder Händen und Armen zu spüren sind. Diese Schmerzen haben im Körper unterschiedliche Ursachen und müssen aus diesem Grund mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt werden.
Solltest du unter Schmerzen leiden, sprich am besten mit deinem:r Ärzt:in, um die bestmögliche Schmerztherapie zu gewährleisten. Damit der:die Ärzt:in deinen Schmerz bestmöglich einschätzen kann, ist es wichtig, dass die Schmerzen sehr genau beschrieben werden.
Mache dir vor deinem Gespräch folgende Sachen klar:
- Wo genau verspürst du den Schmerz?
- (Seit) wann spürst du den Schmerz? Tritt er regelmäßig zu bestimmten Tageszeiten auf?
- Kannst du den Schmerz durch bestimmte Handlungen provozieren?
- Wie fühlt sich der Schmerz an? Stechend? Dumpf? Brennend?
- Fühlst du andere Missempfindungen, wie beispielsweise ein Kribbeln?
Neben Medikamenten helfen auch andere Maßnahmen bei Schmerzen. Es gibt z.B. auch spezielle Krankengymnastik und Physiotherapie, die dir mit Schmerzen helfen kann. Allerdings sei hier darauf hingewiesen, dass du dich nur so weit körperlich betätigen solltest, wie es deine Grenzen erlauben, damit du keinen Crash erlebst. Falls du mehr dazu lernen möchtest, wie du deine Grenzen besser einschätzen kannst, schaue dir doch unseren Blog Artikel zum Thema Pacing an.
Viele Patient:innen berichten außerdem, dass Ihnen regelmäßiges Dehnen und progressive Muskel-Entspannung hilft. Auch bestimmte Bereiche aus der Psychotherapie können zu einer Besserung von Schmerzen führen. Genauso wie Achtsamkeitsübungen, Entspannung oder Meditation.
Hautveränderungen
Hautveränderungen gehören zwar nicht zu den absolut häufigsten Symptomen (je nach Studie bis zu 25%), aber bereiten vielen Patient:innen Sorgen.
Zu den berichteten Hautveränderungen gehören Haarausfall, Hautrötungen, Quaddeln, Bläschen und trockene Haut. Es wird auch über bläulich erscheinende Schwellungen über den Grundgelenken von Zehen und Fingern berichtet.
Es gibt gute Nachrichten: die meisten dieser Hautveränderungen heilen spontan oder auch ohne spezifische Behandlung innerhalb von Wochen. Sollte z. B. aber sehr intensiver Juckreiz bestehen, kann man symptom-orientiert behandeln, also beispielsweise mit Antihistaminika, Kühlen, oder Kortisonsalbe. Die genaue Vorgehensweise sollte aber auf jeden Fall mit deinem:r Ärzt:in besprochen werden! Sollten die Symptome nicht spontan heilen, oder sich verschlechtern, sollte man eine entsprechende Fachklinik bzw. Fachärzt:innen aufsuchen.
Riechstörungen
Riechstörungen gehören mit zu den häufigsten Symptomen von Long Covid. Das Gute ist, dass ein Großteil (80-95%) der Patient:innen über weitgehende Besserung bzw. Rückbildung der Riechstörungen innerhalb von zwei Monaten berichten. Etwa 5-20% berichten bisher über bleibende Einschränkungen, allerdings kann man hier aufgrund der fehlenden Datenlage noch nicht sagen, ob diese Einschränkungen nicht auch später noch verschwinden werden.
Man unterscheidet zwischen einem "verminderten" Riechvermögen und einem "deutlichen Verlust" oder sogar einem "vollständigen Verlust" des Riechvermögens. Ein plötzlicher Verlust des Riechvermögens ist häufig sehr spezifisch für COVID-19 und kann bei Ausbleiben anderer Symptome ein Hinweis auf eine Infektion sein.
Die bisherige Empfehlung lautet, dass man erst dann bei einem:r Hals-Nasen-Ohren Fachärzt:in vorstellig werden sollte, wenn die Störung auch noch nach 12 Wochen nach Erkrankung bestehen sollte.
Auch hier gibt es keine klaren Richtlinien. Was man probieren kann, ist ein konsequentes "Riechtraining". Dabei versucht man die Riechschleimhaut zu reizen und bei der Regeneration zu unterstützen. Klassischerweise werden Düfte wie Zitrone, Rose, Eukalyptus und Gewürznelke verwendet. An den unterschiedlichen Stoffen soll jeweils für etwa 20-30 Sekunden morgens und abends gerochen werden. Über Wochen und Monate kann sich so das Riechvermögen verbessern.
Anhaltender Husten
Auch dieses Symptom spielt bei vielen Long Patient:innen eine Rolle. Es kann ggf. durch spezifische Diagnostik und Therapieformen behandelt werden.
Solltest du von anhaltendem Husten betroffen sein, so sollte dies ebenfalls abgeklärt werden. Die Hustenproblematik ist generell in den ersten 6-12 Wochen nach Erkrankung weit verbreitet. Sollten die Beschwerden länger anhalten, sollte eine weitere Abklärung erfolgen. Dabei sollte ggf. eine Lungenfunktionsprüfung vorgenommen werden. Auch hier kann eine Atem- oder Physiotherapie hilfreich sein. Die sonstige Behandlung orientiert sich an den Leitlinien für "Husten" und sollte mit deinem:r Ärzt:in besprochen werden.
Schlaf
Schlafprobleme sind ein häufiges Problem bei Post-/Long-COVID. Das kann langfristige Folgen haben und z.B. zu einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus führen. Falls du auch unter Schlafproblemen leidest, kann eine gute Schlafroutine hilfreich sein diesen vorzubeugen.
Versuche dich z.B an feste Schlafenszeiten zu halten oder tägliche Einschlaf-Rituale zu etablieren, um dich auf das Schlafengehen vorzubereiten (z.B eine Tasse Tee trinken). Diese sollten, wenn möglich, auch am Wochenende eingehalten werden. Das Schlafzimmer sollte abgedunkelt und leise sein. Wenn das nicht möglich ist, kannst du dir mit Ohrstöpsel oder einer Schlafbrille die optimalen Bedingungen schaffen.
Außerdem solltest du anregende Substanzen wie Kaffee oder schwarzen Tee mindestens vier Stunden vor dem Schlafen gehen meiden. Außerdem solltest du mindestens zwei Stunden vor dem Schlafen gehen auf Alkohol verzichten, da dieser dem Tiefschlaf negativ entgegenwirkt. Sicherlich hast du auch schon gehört, dass man 30 Minuten vor dem Schlafengehen Bildschirme (TV, Laptop, Handy) meiden sollte. Das blaue Licht der Displays hindert deinen Körper bestimmte Schlafhormone freizusetzen!
Psychische Symptome
Dazu gehören Stress, Symptome einer Depression, Angststörungen, oder Post-traumatische Belastungsstörung. Es handelt sich hierbei um ernste Erkrankungsbilder, die mit deinem:r Ärzt:in besprochen werden sollten, falls du betroffen bist. Die gute Nachricht: Auch diese Symptome können behandelt werden!
Atemprobleme
Atemprobleme sind ebenfalls ein sehr wichtiges Thema wenn es um Long Covid geht.
Zusammenfassung
Es gibt verschiedene Symptome, die bei Long Covid auftreten können. Um besser mit deiner Krankheit umgehen zu können, kann es hilfreich sein, diese zu kennen. Es gibt noch viele Unklarheiten darüber, wie genau die Erkrankung entstehen, weshalb hier “nur” symptomatisch behandelt wird. Das bedeutet, dass man versucht, die bestehenden Beschwerden zu lindern ohne die zugrundeliegende Ursache bekämpfen zu können. Außerdem verschwinden viele Symptome, die dir vielleicht Sorgen bereiten, nach einer Weile von alleine.