Das Fachgebiet der Tumortherapien ist einer der modernsten Forschungsbereiche. In den letzten Jahren wurden viele neue Behandlungsmethoden gegen Krebserkrankungen entwickelt. Trotz der umfassenden Forschung bleiben viele Nebenwirkungen der lebensrettenden Therapie nicht aus.
Viele Betroffene leiden unter Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen oder anderen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Diese Nebenwirkungen können die Lebensqualität der Patient:innen schwerwiegend beeinträchtigen. In diesem Artikel wollen wir verschiedene Nebenwirkungen und Behandlungsmethoden erläutern. Außerdem geben wir dir einige hilfreiche Tipps an die Hand, womit du selbst dein Wohlbefinden verbessern kannst.
Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen sind, laut Studien, eine der belastendsten Nebenwirkungen der Tumortherapie sein, zeigen verschiedene Studien. Sie können sowohl gemeinsam als auch einzeln auftreten. Auslöser können die Tumorerkrankung und die Tumortherapie sein.
Bei dem therapieinduzierten Erbrechen treten die Symptome abhängig von der Dosierung, dem Therapieschema und der Kombination der Medikamente auf. Darüber hinaus wird das Auftreten beeinflusst durch individuelle Risikofaktoren:

- Geschlecht - Frauen unterliegen einem erhöhten Risiko
- Alter - Vor allem jüngere Patient:innen sind betroffen
- Reisekrankheit, Schwangerschaftserbrechen in der Vergangenheit
- Übelkeit und Erbrechen in der Vorgeschichte
- Ängstlichkeit
Im Vorkommen werden drei verschiedene Formen des Erbrechens unterschieden. Das akute und verzögerte Erbrechen. Hier wird der zeitliche Zusammenhang zur Tumortherapie berücksichtigt. Das dritte Form ist das antizipatorische Erbrechen. Es entsteht durch eine klassische Konditionierung. Das bedeutet, dass das Erbrechen am Ende durch einen bestimmten Reiz ausgelöst wird. Dieser Reiz kann unter anderem visuell, geschmacklich oder auch psychisch (z.B. Angst, Anspannung) sein.
Behandlung von Übelkeit und Erbrechen
Das Erbrechen lässt sich gegenüber der Übelkeit deutlich besser behandeln. Besonders wirksam ist, laut den Leitlinien, eine prophylaktische Therapie. Entsprechend des Risikos können gezielt Medikamente eingesetzt werden. So wird das Erbrechen durch eine korrekte Prophylaxe bei 70-80% der Betroffenen unter einer hochriskanten Therapie verhindert.
Das antizipatorische Erbrechen ist schwieriger zu behandeln. Ärztinnen und Ärzte greifen dabei auch auf Methoden der Verhaltenstherapie oder Benzodiazepine zurück. Doch auch bei dieser Form des Erbrechens liegt der Fokus auf der Prophylaxe.
Cannabinoide werden in diesem Zusammenhang häufig diskutiert. Expert:innen empehlen nur in Ausnahmefällen auf Cannabinoide zurückzugreifen, z.B. im Falle einer ausbleibenden Wirkung der Standardmedikamente. Diese zurückhaltende Empfehlung wird auf Grundlage der potentiellen Nebenwirkungen (Euphorie, Halluzination, Sedation, Dysphorie) ausgesprochen.
Auch Ingwer taucht oft in diesem Kontext auf. Tatsächlich konnten Forscher:innen nun einen positiven Effekt in Kombination mit anderen Medikamenten nachweisen.
Betroffene berichten ebenfalls über eine Linderung der Beschwerden mittels einfacher Haushaltsmittel. Kühle, leicht gewürzte und kohlenhydratreiche Speisen (z.B. Cracker, Brezeln, Knäckebrot, Toast, Salzstangen) sollen besser vertragen werden. Bei Übelkeit sollen Zitronenbonbons und frische Luft Abhilfe schaffen.
Sollte es trotz verschiedener Therapieansätzen zum Erbrechen kommen, werden im Anschluss kaliumhaltige Nahrungsmittel empfohlen, um den Elektrolytverlust auszugleichen. Besonders kaliumhaltig sind Bananen, Aprikosen, Karotten, Avocado, Trockenobst und auch Nüsse.
Durchfall
Durchfälle werden häufig ausgelöst durch Chemotherapeutika und zielgerichtete Tumortherapien. Die toxischen Medikamente greifen die Zellen der Magen-Darmschleimhaut an und sorgen so für das belastende Symptom. Wie auch beim Erbrechen und der Übelkeit ist das Auftreten abhängig von der Art und dem Umfang der Therapie, Begleiterkrankungen und individuellen Begleitfaktoren. Bestimmte allgemeine Umstände können die Symptomatik begünstigen. Dazu gehört ein erhöhtes Lebensalter, ein verminderter Allgemeinzustand und eine Strahlentherapie des Bauch-Becken-Bereichs. Außerdem können vorbestehende Darmdysfunktionen, eine Mangelernährung und ein künstlicher Darmausgang diese Nebenwirkung der Erkrankung oder Therapie fördern.
Therapiemöglichkeiten bei Durchfall
Die Prophylaxe ist bei dieser unerwünschten Wirkung der Behandlung ebenfalls der Grundbaustein der Therapie. Mit einer gelungenen Prophylaxe und einer unterstützenden Therapie kann nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch der Erfolg der Tumortherapie begünstigt werden. Das liegt daran, dass so eine Therapieverzögerung oder ein Therapieabbruch verhindert werden kann.
Die aktuellen Leitlinien empfehlen das Medikament Loperamid. In schwerwiegenden Fällen kann dieser Wirkstoff mit weiteren Medikamenten kombiniert werden. Der Wirkstoff verlangsamt die Darmbewegung und vermindert die Sekretion.
Völlegefühl
Der so genannte “Blähbauch” - ein besonders unangenehmes Gefühl, ausgelöst durch Gasansammlungen im Bauch. Nicht selten tritt dieses Missgefühl in Kombination mit vermehrtem Aufstoßen, Bauchschmerzen oder vermehrtem Luftabgang auf.
Die Ursachen dieser Gasansammlungen können vielseitig sein. Blähende Nahrungsmittel, z.B. Hülsenfrüchte, Kohl oder kohlensäurehaltige Getränke können Schuld sein. Aber auch Krankheiten oder die begleitende Umstände dieser können verantwortlich für einen solchen Zustand sein. Dies lässt sich durch den Mangel an Verdauungsenzymen oder Nervenschäden bei Leber-, Gallen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs erklären. In der Therapie kann das Vollegefühl durch Bewegungsmangel, die Einnahme von Opioiden oder durch die Darmschleimhaut-schädigende Wirkung der Chemo- und Strahlentherapie entstehen.
Völlegefühl therapien
Bei einem entsprechenden Mangel an Verdauungsenzym empfehlen die Expert:innen Enzympräparate, um diesen auszugleichen. Außerdem kann auf darmanregende Medikamente zurückgegriffen werden.
Verstopfungen
Einige Krebserkrankte klagen darüber hinaus über seltenen und harten Stuhlgang. Auch hier kann der Auslöser der Tumor selbst oder die Krebstherapie sein.
Therapie von Verstopfungen
Die erste Instanz der Therapie ist eine Umstellung der Ernährung.
Probiere dafür doch mal folgende Tipps aus:
Probiere dafür doch mal folgende Tipps aus:
- Ballaststoffreiche Nahrungsmittel essen (z.B. Vollkornbrot, Hülsenfrüchte, frisches Gemüse)
- Stopfende Speisen vermeiden (z.B. Kakao, pürierten Apfel oder Banane, schwarzen Tee, der zu lange gezogen hat)
- Milchsauer vergorene Produkte essen (z.B. Joghurt, Sauerkraut)
- Eine langsame Ernährungsumstellung vermeidet Blähungen und Durchfall
- Ein Effekt kann sich noch bis zu 4-8 Wochen nach der Umstellung einstellen
Sollte das nicht erfolgreich sein, raten die Expert:innen, auf Medikamente, so genannte Laxantien, zurückzugreifen. Eine solche medikamentöse Therapie ist bei spezifischen Medikamenten (z.B. Opioiden) bereits als Prophylaxe empfohlen.
Sodbrennen
Viele Menschen kennen das Gefühl von Druck und Schmerz hinter dem Brustbein. Häufig kommt es in Begleitung von Aufstoßen, Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden vor. Im Rahmen einer Krebstherapie tritt dieses Phänomen gehäuft auf. Durch den Rückfluss von Magensaft, kommt es zu Reizungen der Schleimhaut der Speiseröhre. Neben den gängigen Tumortherapien ist das Risiko für diese Beschwerden bei einer genetischen Veranlagung und Medikamenten, wie Antibiotika, Hormonen oder Schmerzmitteln, erhöht.
Therapie von Sodbrennen
Der erste Behandlungsansatz besteht aus alltäglichen Maßnahmen, die du den abschließenden Tipps entnehmen kannst. Speziell beim Sodbrennen sollen eiweißreiche Nahrungsmittel eine Besserung erzielen. Sie neutralisieren die Magensäure. Alltagspraktikabel sei hier das Kauen von Kaugummis, Mandeln und Nüssen. Der Verzehr von Naturjoghurt, Quark und lauwarmer Milch soll einen vergleichbaren Effekt liefern. Bleibt eine Besserung im Zuge dieser Maßnahmen aus, greifen viele Betroffene auf Säureblocker zurück.
Tipps für ein besseres Wohlbefinden bei Magen-Darm-Beschwerden
Nachdem in allen Fällen schwerwiegende Ursachen wie Infektionen, erhöhter Hirndruck oder ein Darmverschluss ausgeschlossen wurden, und bei Bedarf eine spezifische Prophylaxe eingeleitet wurde, kannst du selbst die Initiative ergreifen. Die folgenden allgemeingültigen Tipps können bei allen Symptomen rund um den Magen-Darm-Trakt schon ein Anfang sein.

- Kleine Mahlzeiten einnehmen (5-6x täglich)
- Ca. 1,5 Liter stilles Wasser oder Tee trinken
- Nach dem Essen entspannen, jedoch nicht flach hinlegen
- Lockere Kleidung tragen
- Ernährungstagebuch führen, um Auslöser zu erkennen
- Schnelles Essen und Trinken vermeiden
- Unangenehme Gerüche vermeiden
- Besonders süße, fetthaltige, blähende und stark riechende Speisen vermeiden
- Vor dem Schlafengehen ca. 3 Stunden nichts oder nur wenig essen
Zusammenfassung
Trotz all der Forschung lassen sich einige Nebenwirkungen der Tumortherapie aktuell noch nicht vermeiden. Dennoch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Nebenwirkungen einzudämmen. Bei den Symptomen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Verstopfung kann eine leitliniengerechte Prophylaxe das Auftreten deutlich reduzieren. Darüberhinaus gibt es weitere Therapiemaßnahmen, die ergriffen werden können. Kleine Änderungen im Alltag können hier schon einen großen Effekt haben.
Quellen
- https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Supportivtherapie/LL_Supportiv_Langversion_1.3.pdf
- https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Palliativmedizin/Version_2/LL_Palliativmedizin_Langversion_2.2.pdf
- https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-051OLp_S3_Psychoonkologie_2018-08.pdf
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/nebenwirkungen-der-therapie/beschwerden-bei-krebstherapien-und-gegenmassnahmen/voe.html
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- https://www.karger.com/Article/Pdf/286282
- https://www.springermedizin.de/gastrointestinale-symptome-bei-tumorpatienten/8662310
- https://link-1springer-1com-1pi4vfal902e0.han.mh-hannover.de/book/10.1007/978-3-540-79725-8
- https://www.amboss.com/de/wissen/Obstipation/